„Mein Kind soll keine Niete ziehen“

■ Streit um Abweisung Schwachhauser Kinder am Kippenberg: Eltern drohen mit Klagen – wenn die Deputation heute nicht hilft

Der Streit um die Zulassung für das neue Kippenberger Modell „Abi in zwölf Jahren“, wird gerichtliche Konsequenzen haben, wenn der Zugang für Schwachhauser Kinder nicht verbessert wird. Damit drohten gestern rund 30 verärgerte Eltern gegenüber Vertretern der Bildungsbehörde. Sie hoffen nun, dass die Bildungsdeputation heute „nachbessert“. Sonst könnte „der Schulversuch, den wir doch alle wollen, durch Gerichtsverfahren ins Wackeln geraten.“

Die Schwachhauser Eltern sind erbost darüber, „dass ein Nieten-Los über die Zukunft meines Kindes entscheidet.“ Stattdessen fordern sie eine erhöhte Zulassungsquote für ihre Kinder. Diese müssten wegen des Versuchs mit insgesamt rund 150 SchülerInnen, wobei zu zwei Fünfteln gesamtbremische Kinder zugelassen sind, an Orientierungsstufen, die von der Schwachhauser Wohnung weiter entfernt liegen. Außerdem legten die Eltern Benachrichtigungen vor, wonach sie annehmen durften, dass ihr Kind am Kippenberg-Gymnasium akzeptiert würde. Zur Überraschung der Behördenvertreter waren Kinder der Grundschulen Baumschulenweg und Carl-Schurz-Straße bereits im Januar der Orientierungsstufe im Kippenberg-Gymnasium zugewiesen worden – was mit dem Losverfahren, das diese Woche entscheiden soll, kollidieren würde.

Entsprechend der Vorlage für die heutige Bildungsdeputation vertraten die Behördenleute gestern, dass zugunsten von gesamtbremischen SchülerInnen höchstens zwölf Kinder, die nahe beim Kippenberg-Gymnasium wohnen, dort abgewiesen würden. Für sie stünden ausreichende Kapazitäten an umliegenden Orientierungsstufen bereit. Das Gerücht, wonach die Schule Ronzelenstraße schon Absagen verschickt habe, könne nicht stimmen, so die Behördenvertreter. Sie wiesen zur Überraschung einiger Eltern zugleich darauf hin, dass es sich bei dem 12er-Abi „nicht um Eliteförderung handelt“, sondern um eine Orientierungsstufe, bei der nach Klasse sechs über die Zulassung zum 12er-Abi extra entschieden werde. Deshalb sei nach der Orientierungsstufe die Reduzierung von fünf auf vier Klassen geplant. Insofern sei die unter Eltern umstrittene Losentscheidung diese Woche als Zugangsvoraussetzung am Schulversuch nicht bedenklich.

Der Bremer CDU-Bildungspolitiker Klaus Bürger nahm den großen Ansturm von über 200 Kinden auf das 12er Abi gestern zum Anlass, „eine schnelle und unbürokratische Ausweitung des Modellversuchs“ zu fordern. Die SPD-Politikerin Ulrike Hövelmann dagegen warnte vor einem „unüberlegten, ideologierverbrämten Schnellschuss.“ Auch für Gesamtschulen und integrierte Stadtteilschulen lägen mehr Anmeldungen vor, als es Plätze gebe. „Deswegen bauen wir auch nicht sofort neue Gesamtschulen.“ Das 12er Abi müsse erst erprobt und bewertet werden, bevor man seine Ausweitung fordern könne, so Hövelmann. ede