Suizid nach Anwerbeversuch?

KurdInnen gedenken der Selbstverbrennung von Hamza Polat vor dem Reichstag

Nach einer halben Stunde ist es schon wieder vorbei. Nur die roten Rosen bleiben auf den Stufen vor dem Reichstag liegen. Kurz zuvor haben hier zehn KurdInnen mit Bildern und Blumen an ihren Freund Hamza Polat erinnert, der sich vor einer Woche vor dem Reichstag selbst verbrannt hat.

„Er starb, weil man ihn zum Spitzel machen wollte“, ist die einhellige Meinung der Anwesenden. Für die Polizei ist das Motiv des 28-Jährigen weiter unklar.

Warum sich Polat vor dem Reichstag verbrannt hat, wird auf einem Flugblatt der Föderation Kurdischer Vereine erläutert. Es stützt sich vor allem auf Aussagen, die Polats Eltern in kurdischen und türkischen Medien gemacht haben. Demnach hat Polat 1994 mit anderen KurdInnen aus Protest gegen das Verbot des kurdischen Neujahrsfestes Newroz die Autobahn bei Augsburg blockiert. Daraufhin geriet er unter Druck des türkischen und deutschen Geheimdienstes, die mehrfach versuchten, ihn als V-Mann anzuwerben. „Diesem Druck war er psychisch nicht mehr gewachsen“, erklärt der PDS-Abgeordnete Giyasettin Sayan. Er hat am Dienstag eine kleine Anfrage an den Senat gestellt, die das Verhalten des Verfassungsschutzes in Polats Fall aufklären soll. Gestern wurde Polat in Wuppertal, wo seine Eltern leben, beigesetzt. SILVIA LANGE