Von 3-D-Mäusen und Maschinen

■ Warum Bill Clinton die Finger von Praktikantinnen lassen sollte/Bremer Forscher präsentieren ihr Spielzeug auf der Industrie Messe

Woran denken Sie bei einem tragbaren Computer? An ein gemeines Notebook aus der Familie der Laptops womöglich? Und dann wundern Sie sich darüber, dass Bremer Forscher damit nach Hannover auf die Industrie-Messe pilgern und als Wunder der Technik anpreisen wollen? Das ist ignorant! Wohl noch nie was von 3-D-Mäusen gehört, was?!

Okay, eins nach dem anderen. 3-D-Mäuse haben nichts mit einem pornographischen Computerspiel zu tun und auch nichts mit einem virtuellen Ersatz für Kreiters Affen, sondern sind Bestandteil des tragbaren Computers. Michael Boronowsky vom Technologie Zentrum Informatik der Universität Bremen streift mir auf der Pressekonferenz der Messe Bremen GmbH den Ring mit der 3-D-Maus über den Finger. „Ja, ich will“ hauche ich und halte das kleine Wunderding vor einen Monitor. Auf dem erscheint ein Stadtplan der Hansestadt. Herr Boronowsky nimmt meine Hand und mit ein paar Drehungen und fließenden Bewegungen zoomen wir das Weserstadiom heran. Ohne Kabel! Einfach so. Zoom and go.

Aber das ist noch längst nicht alles. Herr Boronowsky trägt noch andere feine Sachen am Körper, die er mir bereitwillig zur Verfügung stellt. Zum ersten Mal in meinem Leben renne ich mit einem winzig kleinen Bildschirm vor der Fresse durch die Gegend. Der Magier wedelt mit der Hand, die eine Art Taschenrechner umklammert. Zeigt er mit dem Daumen nach oben, erscheint auf meinem Mini-Monitor ein grüner Balken; macht er eine so-la-la-Bewegung wird er orange, Daumen nach unten ergibt rot. Mir schwant, dass ich Zeugin eines kleinen Wunders bin. Wozu die Spielerei gut sei, frage ich schüchtern. „Na, wenn der Industriearbeiter mit seinen ölverschmierten Händen nicht die Tastatur verhunzen will, kann er die Daten direkt per Handbewegung in den Computer eingeben.“ Das leuchtet ein.

„Intuitive Datenaquisition“ nennt er das. Und meint: Computer und Mensch verschmelzen zu einer Einheit. Die Vision ist, den Computer zu vergessen, ihn unbewusst zu nutzen, als Teil unserer selbst. Boronowsky sieht, dass ich Illustrationsbedarf habe und serviert ein Schmankerl aus dem renommierten MIT – Massachussettes Institute of Technology. Die haben eine Brille mit Gesichterdatenbank erfunden, so dass ich nie mehr behaupten kann, ich hätte jemand noch nie gesehen. Augenblicklich würde mir auf dem Bildschirm Name, Geburtsdatum und das letzte Treffen angezeigt. Auch die Liebesbotschaften per E-Mail, die ich nicht geschrieben haben will, werden ungefragt abgerufen. Grossartig! Ich ersuche ihn, meine letzten Zweifel zu zerstreuen. Ob wir Menschen denn damit klar kämen, gleichzeitig auf die Laternenpfähle acht zu geben und dabei die Börsenkurse „im Auge“ zu behalten? Boronowsky ist zuversichtlich, aber richtig überzeugt hat er mich trotz aller Begeisterung nicht.

Irgendwie läßt mich der Gedanke nicht los, Bill Clinton könnte mit einer 3-D-Maus am Finger in der Nase oder in Praktikantinnen bohren und dabei das falsche Knöpfchen drücken.

Mit einem Wisch ist alles weg.

brei