Strieder erlaubt Revolution

Morgen wird der „Platz vor dem Brandenburger Tor“ erneut in „Platz des 18. März“ umbenannt. Verkehrssenator Peter Strieder stimmt zu, doch dem Bezirk Mitte fehlt noch das passende Schild

von GEREON ASMUTH

Revolutionen kommen in der Regel unerwartet und dann schnell. Schon am Samstag kann der „Platz vor dem Brandenburger Tor“ in „Platz des 18. März“ umbenannt werden. Der Bezirksbürgermeister von Mitte, Joachim Zeller (CDU), erhielt gestern Nachmittag die Erlaubnis von Verkehrssenator Peter Strieder (SPD), dass die Umbennung am Samstag um 14.00 Uhr richtig und nicht nur – wie eigentlich geplant – symbolisch erfolgen könne. Voraussetzung sei nur noch die Zustimmung des zukünftigen Großbezirkes Mitte, Tiergarten, Wedding.

Das ist laut Zeller kein Problem. Schließlich hatte er sich erst am Montag mit seinen Amtskollegen aus Wedding, Hans Nisblé (SPD), und Tiergarten, Jörn Jensen (Grüne), genau mit diesem Ansinnen an Strieder gewandt. In seinem Bezirk will Zeller noch heute die Zustimmung der anderen Stadträte einholen. Schon 1997 hatte der Bezirk die Umbennung in „Platz des 18. März 1848“ beschlossen. Doch der damalige Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU) stoppte die Initiative. Ein symbolisch angebrachtes Straßenschild ließ er entfernen. Am Dienstag hatte der Senat nun empfohlen, die Jahreszahl wegzulassen. Das erweitert die Gedenkkapazität auf die erste und letzte freie Volkskammerwahl in der DDR am 18. März 1990. Diesem Begehren will Zeller nun im Eilverfahren nachkommen. Unmöglich bleibt nur die Beschaffung des korrekten Straßenschildes. Zwar ist laut Zeller das abmontierte Schild im Garten eines Mitarbeiter der Bauverwaltung aufgetaucht. Aber darauf steht noch die revolutionäre Jahreszahl. Dennoch will der Bürgermeister das Schild anbringen und vorerst auch hängen lassen. „Mit der Zahl wird uns noch was einfallen“, so Zeller.

Auch Klaus Böger (SPD) begrüßte in seiner Eigenschaft als Bürgermeister „die Verständigung“. Für die PDS-Landesvorsitzende Petra Pau wäre der Name mit Jahreszahl zwar klarer, „aber offenbar ist Multiplex-Gedenken gerade in Mode“.

Und auch Volker Schröder, Sprecher der „Aktion 18. März“, ist zufrieden. Seit 22 Jahren kämpft er für die Würdigung der März-Revolutionäre. Erst sollte der 18. März zum Feiertag in beiden deutschen Staaten werden. Als sich im übrig gebliebenen deutschen Staat der 3. Oktober durchsetzte, plädierte seine Initiative für die Platzumbenennung. „Auch ohne Jahreszahl ist die Umbennung ein großer Erfolg“, meint Schröder.

Nur der CDU-Abgeordnete Michael Braun nörgelt noch. Der Platz diene im Wesentlichen dem Autoverkehr. Ein Gedenken sei daher nur unter Lebensgefahr möglich. Zudem bezweifelt Braun, „ob es sinnvoll ist, den Platz nach Aufständischen zu benennen“. Immerhin werde gerade ein Verbot von Demos am Brandenburger Tor diskutiert.