Gesundheit
: Körperschaden

■ ProFamilia hilft Frauen, deren Körper nach Krankheiten verändert ist

„Mein Körper ist beschädigt“ – so heißt ein neues Seminarangebot für Frauen, deren Körper sich durch Krankheit verändert hat. Elfie Siegel, langjährige Sexualberaterin bei ProFamilia in Bremen, betritt damit Neuland – weil es ihr vor allem um die Frage geht: Wie fühle ich mich in meinem veränderten Körper?

taz: An wen richtet sich das Angebot genau?

Elfie Siegel, ProFamilia: Als ich anfing, über dieses Thema zu arbeiten, dachte ich dabei zuerst an Frauen, die brustamputiert sind – weil ich das in meinem Umfeld oft erlebe. Ich denke aber auch an Frauen, die an Neurodermitis erkrankt sind – oder an Frauen, denen man äußerlich nichts ansieht, die sich nach der Gebärmutteroperation aber oft anders definieren.

Was wollen Sie erreichen?

Zuerst mal sprechen, sprechen, sprechen. Gerade bei Körperproblem oder Themen, die im weitesten Sinne etwas mit Sexualität oder Erotik zu tun haben, fällt uns das immer noch sehr schwer. Das betrifft auch jüngere Frauen.

Gilt das auch für Frauen in festen Beziehungen?

Ja. Gerade in festen Partnerschaften gibt es ein großes Tabu, über Sexualität und Erotik zu reden – sich gegenseitig eigene Wünsche und Vorstellungen mitzuteilen. Durch eine Krankheit wird das oft verschärft. Da entsteht dann viel Angst und Traurigkeit – und Rücksichtnahme gegenüber der Partnerin oder dem Partner. Das führt oft zu Missverständnissen, die nur durch offene Gespräche durchbrochen werden können.

Zur amputierten Brust zu stehen, wird von Krankenkassen konterkariert, die bis hin zu problematischen Implantaten viel bezahlen. Wird Gesundheitspolitik auch Thema sein?

Wenn wir thematisch in die Nähe kommen, schon. Es hat ja mit dem Körperbild zu tun, wenn Frauen glauben, sie müssten sich Ersatz schaffen. Aber vor allem möchte ich, dass es erlaubt sein darf darüber zu sprechen, wenn sich Frauen schämen, weil sie meinen, dieses oder jenes Handicap zu haben.

Ist ein Angebot wie Ihres nicht überfälltig?

Ja. Andererseits geht es sofort nach einer Krankheit darum, wieder auf die Beine zu kommen und sich wohlzufühlen. Erst später kommt die Frage auf: Welches veränderte Verhältnis habe ich zu meinem Körper und zu anderen Menschen – auch zu erotischen Partnerinnen und Partnern. Dazu gibt es wenig Orientierungshilfe und Gelegenheit, sich auszutauschen. Diese Möglichkeit möchte ich schaffen.

Sie bieten den Kurs nur für Frauen an. Warum?

Es ist wohl nur der Anfang. Ideal wäre ein Angebot für Paare. Aber ich weiß, dass Männer es schwerer haben, zu diesen Themen einen Zugang zu finden.

Fragen: Eva Rhode

Information über das Wochenendseminar, das am Freitag Abend, dem 24. März beginnt, erteilt Elfie Siegel unter 340 60 30.