Zulu und Klassik

■ „King Singers“ begeisterten in der Gocke

“The King's Singers“, das inzwischen legendäre Vokalsextett aus London, heißt nicht so, weil die Mitglieder Monarchisten sind, sondern weil alle am berühmten „King's College“ studiert haben. Seit der Gründung 1968 sind alle Positionen mehrfach neu besetzt worden, aber wie sehr die junge Truppe noch dem ursprünglichen Anspruch und Geist verpflichtet ist, war jetzt in einem vom Bremer Publikum mit Begeisterung angenommenen Konzert in der Glocke erneut zu genießen: die zwei Countertenöre David Hurley und Nigel Short, der Tenor Paul Phoenix, die Baritone Philipp Lawson und Gabriel Couch und der Bass Stephen Conolly bilden einen einzigartigen und unverwechselbaren Zusammenklang.

Es ist immer wieder ein Erlebnis, wie sie in einem Bruchteil von Sekunden absolut intonationssicher gemeinsam anfangen und aufhören, ohne sich anzuschauen, als ob es ein unsichtbares Band zwischen ihnen gäbe. Bunt gemischt sind ihre Programme, von ganz alter Musik zu eigens für sie komponierter, auch die Ausflüge in die sogenannte U-Musik – Volkslieder, Songs aus Pop und Jazz – scheuen sie nicht. Klangschön legten sie die Strukturen und die harmonische Vielfalt eines Orlando di Lasso (16. Jahrhundert) bloß, malten Clement Janequins, mit laut- und tonmalerischen Mitteln komponiertes, berühmtes „La Guerre“ hinreißend nach, kloppten sich im komponierten Kartenspiel von Alessandro Striggio (16. Jahrhundert).

Diese Szene überzeugte nicht nur musikalisch, sondern auch szenisch: perfekt der ironische Witz. Nach solchen kompositorischen und interpretatorischen Sternstunden hatte es die dürftige Komposition „Scenes in America deserta“ von John McCabe (1986) etwas schwer. Ebenfalls war „So singen die Zulus“ von Stanley Glasser (1977) ästhetisch an der Grenze: nachgebastelte Zulumusik.

Das kann man als Vokalperformance gelten lassen, genauso wie das, was sie „Arrangements in Close Harmony“ nennen: Beatles (Help), Queen (Sea Side Rendevous), aber spitzenmäßig vor allem die Bläserimitationen aus dem Jazzbereich. Die Lust am gemeinsamen Singen war nicht zu bremsen. Ute Schalz-Laurenze