Lebendige Vielfalt am Stadtwerder

■ Nur Wohnen und Büros am Stadtwerder reichen nicht, meint Staatsrat Hoppensack / Auch in Tenever muss sich vieles ändern

Der Stadtwerder wird bebaut: Wohnen und Büros sind bislang auf der Fläche rund um die umgedrehte Kommode vorgesehen. Mit lebendigen Quartieren, wie am Mittwoch in den Stadtentwicklungsgesprächen noch thematisiert wurde, hat das nicht viel zu tun, meint Hans-Christoph Hoppensack, Staatsrat für Arbeit.

taz: Der Stadtwerder soll laut Deputationsbeschluss jetzt bebaut werden. Was halten Sie davon?

Hoppensack: Ich finde, dass ist eine große Chance. Und ich wünsche mir nur, dass es nicht so ausfällt wie auf dem Teerhof, wo es ziemlich tot ist.

Geplant ist Wohnen und Dienstleistung, das klingt als würde sich die Schlafstadt wiederholen?

Auf dem Teerhof gibt es eigentlich nur Wohnungen und ein paar Geschäfte, die nicht so richtig florieren wollen. Das, was für den Stadtwerder geplant ist, klingt schon besser. Wenn auch aus meiner Sicht immer noch etwas steril. Nur feine Büros für Makler und Anwälte und hochwertiges Wohnen, ist nicht das, was ich mir für die Belebung der Stadt vorstelle.

Wird da nicht eine städtebauliche Chance zu Grabe getragen?

Ja, wenn es so kommt. Ich würde mir da lebendige Vielfalt wünschen – aber dafür ist erste Klasse Wohnen und Dienstleistung einfach zu wenig. Diese zwei Elemente sind eigentlich noch nicht so richtig Vielfalt. Da müsste man zumindest auch Läden, Restaurants und vielleicht auch noch Gewerbe schaffen.

Luxusbewohner werden sich Störfaktoren durch Lärm und Verkehr sicherlich nicht wünschen.

Das ist zu befürchten.

Luxuswohnungen bringen Geld, Mischnutzung senkt vielleicht den Preis – kann man sich das leisten?

Wenn man diese Vielfalt in der Stadt will, muss man sie sich leider Gottes auch leisten können. Aber die Grundstücke, um die es dort geht, gehören leider nicht der Stadt. Die Stadt müsste selbst Grundstücke erwerben und sie an Leute verkaufen, die zur Vielfalt beitragen.

Sollte die Stadt da investieren?

Ich bin ja Teil des Systems, von daher geht mir das nicht so leicht von der Zunge. Aber als Bürger: Ja.

Hat man bei der Planung an alles gedacht, oder war das ein Schnellschuss?

Das übersehe ich so genau nicht. Die Sache ist sehr schnell in Gang gekommen. Mich hat gestört, dass gleich dieser Schicki-Micki-Touch ins Spiel gekommen ist.

In Problemvierteln wie Tenever will man jetzt städtebauliche Fehler vielleicht rückgängig machen?

Diese Monostruktur muss irgendwann aufgelockert werden. Ich kann mir gut vorstellen, ein Hochhaus so umzunutzen, dass da Gewerbe einzieht, wovon auch der Stadteil etwas hat. Das muss man sich aber auch wieder leisten können. Diese Gebäude sind noch lange nicht abgeschrieben. Die gehören Wohnungsbaugesellschaften, die man dazu gewinnen muss. Im Moment ist der Druck auf dem Wohnungsmarkt nicht so groß ist – da können wir mit viel mehr Gelassenheit an die Sache rangehen.

Was wünschen Sie sich für den Stadtwerder?

So etwas wie das Ostertor. Das ist für mich nach wie vor der lebendigste Teil in Bremen. Warum soll das nicht auf der linken Weserseite genauso statt finden, mit ein bisschen mehr Grün – das wäre toll.

Würden Sie dann auf den Stadtwerder ziehen?

Das müsste ich mir angucken – ich hatte früher mal die Vorstellung, in den Teerhof zu ziehen. Meine ehemalige Senatorin Irmgard Gärtner wohnt dort, aber so gern ich sie mag, da würde ich doch nicht gerne hinziehen, weil es zu tot ist. Fragen: pipe