Quo vadis Landwirtschaft

Die neugegründete Fördergemeinschaft „NachhaltigeLandwirtschaft“ ist bei ostdeutschen Ökolandbauverbänden wegen zu lascher Standards kritisiert worden

von ESTHER KOGELBOOM

Irgendwo zwischen Neuruppin und Wittstock, da liegt Netzeband. Eine kleine Kirche, ein paar alte Gutshäuser und ein maroder Bahnhof am Ende der Dorfstraße - so präsentierte sich die Siedlung dem Durchreisenden noch vor vier Jahren. Doch heute ist Netzeband frisch saniert und damit fit für das neue Millenium: Die kleine Gemeinde darf das Land Brandenburg im Rahmen des Projektes „Dorf 2000“ auf der EXPO in Hannover vertreten. Zu verdanken hat Netzeband diese Ehre der Privatinitiative des Düsseldorfer Landchaftsarchitekten Horst Wagenfeld, der das 180-Seelen-Dorf aus seinem Dornröschenschlaf wachküßte und damit ein Exempel für vorbildliche Dorfsanierung statuierte. Entstanden ist ein neuer Dorfkern mit einem Landhotel, einer zum Büro ausgebauten Schinkelkirche, einer Direktvermarktung ökologischer Landprodukte und ein Landschaftspark - die „Metarmorphose eines Dorfes“, so der Sozialdemokrat und stellvertretender Bürgermeister Wagenfeld. 1,7 Millionen Mark Fördergelder stecken in Netzeband, und das sieht man. Aber nicht alle Netzebander sind begeistert. „Das sind alles passionierte Jäger, und ein Jäger, der auf einem Anstand sitzt und auf seinen 16-Ender wartet, fühlt sich von den Touristen eher belästigt“, meint Wagenfeld, der sich ansonsten der Akzeptanz der Einwohner sicher ist, die auch den alljährlich stattfindenen Theatersommer mit Wohlwollen annehmen. Und kulturell hat Netzeband tatsächlich Beachtliches geleistet - seit 1996 kamen immerhin insgesamt 50.000 Besucher, um die außergewöhnlichen Inszenierungen zu sehen. Highlight dieses Sommers: „Faust Public“, das in Zusammenarbeit Berliner und Brandenburger Schauspielschulen entstand und zehn verschiedene Stationen des faustischen Lebens unter freiem Himmel zeigt. Mit Unterstützung des „Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit“ findet außerdem eine Neuinszenierung der „Rocky Horror Show“ statt, zu der eingefleischte Fans aus ganz Deutschland erwartet werden. Den akuten Bettenmangel haben die Netzebander elegant gelöst - Quartier finden die Musicalfans in ausrangierten Schlafwagen der Deutschen Bahn.

Anlaß genug also für eine ausgiebige Landpartie. Wer in das Brandenburger Umland aufbricht, hat diesen Sommer die Qual der Wahl. 45 Kulturfeste, Deutsch-Polnische Musikevents und Ausstellungen selbst in den entlegendsten Winkeln warten nur darauf, entdeckt zu werden. „Was die Berliner immer wieder besonders anspricht, ist die sinnlich-ästhetische Verbindung von Natur und Kultur“, weiß Thomas Hainz, Sprecher des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg. „Die Organistation unserer Kulturfeste ist einzigartig in Deutschland und bietet einen enormen Marketingvorteil. Brandenburg wird deutschlandweit beneidet.“ Sein Geheimtip ist der Choriner Musiksommer - „ein Dauerbrenner schon seit 30 Jahren“. Ansonsten steht Brandenburg diesen Sommer ganz im Zeichen der Oranier. Die internationale Wanderausstellung „Onder den Oranje boom - Niederländische Kunst und Kultur im 17. und 18. Jahrhundert“ wird am 15. August im Schloß Oranienburg eröffnet. Das Palais wird nach jahrelangem Umbau jetzt wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und erlaubt neue Einblicke das „Goldene Zeitalter“. Egal, ob in Netzeband oder bei einer Klassik-Gala im Schloßpark Sanssouci - der Brandenburger Kultursommer hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. Und frische Landluft gibts gratis dazu.

Kartenvorbestellung und Information Theatersommer Netzeband:

fon: 033924 - 706 66

fax: 033924 - 706 80

Fremdenverkehrsverein Stadt Oranienburg

fon: 03301 - 70 48 33

fax: 03301 - 70 48 34

www.oranier-ausstellung.org

Potsdam Information

fon: 0331 - 27 55 80

fax: 0331 - 27 55 89 9

www.brandenburg.de

www.kulturland2000.de