Radeln in Richtung Zukunft

Zwei Belgier erforschen die Welt per Liegerad. Der Wissenschaft wegen. Mit im Gepäck sindLaptop, Kameras und ein mobiles Modem. Erste Station waren die Pyramiden in der Sinaiwüste

von UTE FRIEDRICHS

Schwierig zu sagen, wo sich Maya van Leemput und Bram Goots am Erscheinungstag dieser Zeitung gerade rumtreiben werden. Irgendwo in Ost-Afrika, Kenia, Äthiopien oder Djibouti. Auf alle Fälle: Richtung Zukunft.

Die beiden belgischen Wissenschaftler sind Weltumradler, aber keine Radtouristen. Sie betreiben globale Feldforschung per Bike und im Auftrag der Freien Universität Brüssel. Was bringt uns das neue Jahrtausend? Future oder no Future? Maya van Leemput (30) und Bram Goots (28) wollen direkte Antworten auf diese Fragen, von Mensch zu Mensch und vor Ort. Deshalb gründeten sie ein internationales Projekt zur Erkundung von Visionen: Agence Future.

Im Oktober 1999 starteten sie von London aus zu ihrer zweijährigen Entdeckungsreise rund um den Globus. Die Route besteht aus sechzehn Einzelstrecken auf sechs Kontinenten. Unterstützt wird das Projekt von der deutschen Firma HP Velotechnik.

Die stellt zwei Exemplare ihrer Street Machine GT, ein futuristisch aussehendes Liegerad auf High-Tech-Level: Rahmen aus CrMo-Stahl, verstellbare Feder- und Dämpferelemente, ergonomischer Schalensitz, 24-gängige Kettenschaltung, V-Brakes. Damit lässt sich auch auf langen Touren Tempo machen. Und außerdem noch viel Gepäck transportieren. Was auch nötig ist. Denn außer dem, was Globetrotter halt so brauchen, wird noch ein umfangreiches Equipment mitgeführt: Laptop, Video- und Fotokamera, Geräte für Tonaufnahmen sowie ein mobiles Modem.

Bram Groots weiß, was sich gehört, und singt das Hohe Lied aufs gesponserte Fahrzeug: „Das außergewöhnlich komfortable Fahrgefühl auf der Street Machine war genau, was wir gesucht hatten. Auf diesem Rad bleibt der Nacken gerade, der Kopf oben, das Gewicht ist gleichmäßig verteilt, und man kann den Boden leicht erreichen.“

Ursprünglich wollten die Zukunftsforscher ihre Zeitreise in Europa beginnen. Doch ein Mitarbeiter schlug ihnen vor, bereits den Auftakt der Testfahrt unter extremen Bedingungen durchzuführen: in der Sinaiwüste. Dort würde sich eine Gelegenheit bieten, herauszufinden, wie es unterwegs wirklich sein würde – inklusive Hitze, Sprachbarrieren und Kontakt zu den Einheimischen. Letzteres klappte unterschiedlich, aber häufig zogen die Fremden schon allein ihrer Fahrzeuge wegen alle Blicke auf sich. Etwa im ägyptischen Dahab: „Jeder einzelne Mensch folgte uns mit den Augen, die meisten riefen uns etwas zu. ‚Hallo! Fahrrad! Wo kommt Ihr her? Willkommen!‘ Wir hielten nur zweimal an, und jedes Mal stürzten sich die Leute auf uns wie die Fliegen auf frischen Kameldung.“ Die weiteren Abenteuer und Erkenntnisse von Leemput und Goots sind im Internet zu verfolgen (www.hpvelotechnik.de).