Lähmungserscheinungen kuriert

■ Der THW Kiel siegt im Hinspiel des Champions League-Halbfinales gegen Zagreb mit 32:21

Als die Zeit stehenblieb kam der THW Kiel besser ins Spiel. Erst nach einer zehnminütigen Zwangspause konnte die widerborstige Hallenuhr dazu bewegt werden, etwas anderes anzuzeigen als 39 Minuten und 43 Sekunden. Als der Zeitmesser wieder anlief zeigte sich schnell, dass die Gegner der Schleswig-Holsteiner im Hinspiel des Halbfinales in der Handball-Champions-League, der kroatische Vertreter Badel Zagreb, den Rhythmus verloren hatten. Die Kieler dagegen zeigten sich unbeeindruckt von dem technischen Malheur und zogen von dieser Minute an unaufhörlich davon. Am Ende siegten die Fördestädter überraschend hoch mit 32:21.

Danach hatte es zu Beginn des Spieles noch gar nicht ausgesehen, und Zvonimir Noka Serdarusic, der Trainer der Kieler, sparte trotz der überragenden Leitung in der zweiten Halbzeit nicht mit Kritik: „Wir waren auf eine 3-2-1-Deckung vorbereitet, und Zagreb spielte mit einer 6-0-Deckung. Da war mein Team wie gelähmt.“ Tatsächlich sah es zunächst so aus, als winke den Zebras eine heftige Niederlage. Zu souverän zog der kroatische Spitzenklub – seit 1991 gewann Badel Zagreb in jedem Jahr sowohl Meisterschaft als auch Pokalwettbewerb – sein Spiel auf, während Kiel gegen dessen starke Deckung kein vernünftiges Mittel fand.

Doch nach 20 Minuten wandelte sich das Bild. Die Defensive der Kieler bekam die Kroaten besser in den Griff, die sich dadurch zu leichten Fehlern zwingen ließ. Jede Menge Fehlwürfe und ein guter Torhüter Steinar Ege sorgten für den 14:11-Halbzeitstand. „Wir haben durch unsere überhasteten Aktionen den Torwart erst so richtig warm geschossen“, kommentierte Zagrebs Coach Zdravko Zorko die Schwäche seiner Angreifer.

In den zweiten 30 Minuten erhöhten die Kieler dann die Schlagzahl. Während der linke Rückraumspieler Nenad Perunicic meist durch Einzelaktionen zu seinen sechs Toren kam, verzauberte ein schwedisches Trio die Zuschauer durch ihre kombinationssicheren Spielzüge. Stefan Lövgren, Staffan Olsson und Magnus Wislander als Kreisläufer spielten sich die Bälle zu, wie wie sie es aus ihrem weltmeisterlichen Nationalteam gewohnt sind. „Ich weiß, was Magnus will“, erklärte Olsson nach Spielschluss das blinde Verständnis, „und Magnus weiß, was ich will.“ Mit ihren 16 Toren erzielten die drei genau die Hälfte der Treffer der Kieler.

„Nun ist die Tür zum Finale weit aufgestoßen, und wir müssen nur noch durchgehen“, beurteilte Geschäftsführer Uwe Schwenker die Chancen, jetzt endlich und erstmals das Finale des europäischen Königswettbewerbs zu erreichen. Dazu bedürfe es allerdings auch beim Rückspiel in Zagreb einer konzentrierten Leistung. Im Endspiel erwartet die Kieler wohl die denkbar schwerste Aufgabe: Vorjahressieger CF Barcelona, die den slowenischen Meister Celje Pivovarna Lasko gleich mit 39:25 besiegten. Eberhard Spohd