GESUNDHEITSMINISTERIUM ERLAUBT GENMAIS ZU FORSCHUNGSZWECKEN
: Richtige Entscheidung

Der Schweizer Agrokonzern Novartis kann also doch seinen Genmais anbauen, ganz wie geplant auf ein paar hundert Hektar. Das Gesundheitsministerium gab eine Ausnahmegenehmigung – zu „Forschungszwecken“. Vor einem Monat hatte die Regierung die Aussaat noch ganz verboten, nachdem Novartis bereits seit 1997 versuchsweise Genmais anbauen durfte. Nur Stunden vor der endgültigen Zulassung durch das Bundessortenamt zog die grüne Ministerin Andrea Fischer die Notbremse – dabei war der Termin seit zwei Jahren absehbar. Fischer führte neue ökologische und gesundheitliche Bedenken an – und vereitelte damit die Aussaat. Damt war automatisch auch der Versuchsanbau verboten, Novartis hatte weniger als zuvor.

Nun korregiert sich die Regierung erneut - und so kopflos das Vorgehen auch ist, die Entscheidung an sich ist richtig. Die Wahrscheinlichkeit, dass von in so kleinem Umfang angebautem Genmais unheilbare Schäden entstehen, ist äußerst gering. Denn: Es gibt keine verwandte Wildpflanze. Eine Übertragung des BT-Gens, dass den Mais ein Insektengift herstellen lässt, ist nahezu ausgeschlossen. Man könnte das Gen also wieder aus der Welt schaffen, indem man den Mais nicht mehr anbaut.

Umweltverbänden wie dem BUND jedoch ist selbst ein Versuchsanbau zu viel, sie reden gar von einer „Existenzbedrohung“ für Bauern. Dabei sollten der BUND ein Interesse daran haben, dass weitere Erkenntnisse über Genpflanzen gewonnen werden. Zwar ist es richtig, dass neue Studien Hinweise darauf liefern, dass Genmais nicht nur den Schädlingen, sondern auch anderen Insekten schaden könnte. Bewiesen ist das aber noch nicht. Ähnlich ungeklärt sind die gesundheitlichen Risiken.

Sicher wäre eine endgültige Zulassung verfrüht, ohne diese neuen Bedenken zu prüfen. Doch ein Verbot des Tests wäre völlig unverhältnismäßig. Die Umweltschützer sollten in Betracht ziehen, dass alle Bedenken gegen den Mais entkräftet werden könnten. Dann stehen sie mit ihrem undifferenzierten Haltung plötzlich ziemlich blöde da. Schon jetzt kann man sagen: Der Genmais von Novartis ist eine der für die Umwelt harmloseren Varianten. Andere Genpflanzen, die etwa Dürre, salzigen Böden widerstehen oder Stickstoff aus der Luft gewinnen können und Verwandte unter den Wildpflanzen haben, werden viel eher Probleme bereiten. Und daran wird bereits geforscht.

Bald wird die Regierung über den Mais endgültig entscheiden und ihn wahrscheinlich zulassen müssen. Bleibt der Protest der Umweltverbände so symbolisch und rigoros, könnte sie das jeden Einfluss auf die Entscheidung kosten. MATTHIAS URBACH