„Liebe taz...“ Herr Lemke, suchen Sie sich ein neues Fußballfeld!

Betr.: Berichterstattung über volle Halbtagsschulen

Sehr geehrter Herr Lemke, jetzt platzt mir, und ich glaube, vielen anderen Eltern auch, wirklich der Kragen. Wir haben von Ihren „Kompromissen und Dialogen“ die Nase gestrichen voll.

Die Wörter Kompromiss und Dialog müssen für Sie sowieso neu definiert werden, denn im Verständnis darin liegen Welten zwischen Eltern, LehrerInnen, Schulleitung und Ihnen.

Aufgrund dessen, weil Sie Bildungssenator geworden sind und einen Koalitionsauftrag im Juli 1999 bei Amtsantritt übernommen haben, herrscht so ein Chaos an den Schulen und Horten. Da Sie ja nicht einmal wussten, um welchen Inhalt es in diesem Auftrag ging, haben Sie also die Katze im Sack gekauft.

Müssen denn tatsächlich Kinder späterer Schullaufbahnen, Eltern, LehrerInnen und Schulleitungen dermaßen unter Ihnen leiden? Sollte man sich da inzwischen nicht fragen, ob jemand anderes das viel besser organisieren und machen kann als Sie?:

Der ständige Druck auf die Schulleitungen, den Amtseid neu zu schwören. Die Eltern sollen gemäßigt werden, damit Schulfrieden herrscht. Beim Schulbesuch von Ihnen werden die Kinder über die Berufe der Eltern ausgefragt. Die große Lüge am 3. März 2000: Der Scheinkompromiss wurde von Ihnen vorgelegt und den Schulleitungen aufdiktiert. Darin versprochene Dinge werden einige Tage später ganz anders ausgelegt, zum Beispiel: Die Betreuungsstunden sind für alle Grundschulen zu hundert Prozent gleich. Am 13. März werden nur noch fünfzig Prozent der Betreuungsstunden zugesagt, bereits am 14. März kommt der erlösende Anruf, es werden jetzt 75 Prozent bewilligt.

Und von den Schulleitungen und Eltern verlangen Sie Entscheidungen in wenigen Stunden, immer mit dem Hinweis, dass es sonst gar nichts gibt.

Dann gab es weiter nur sechs Millionen für die Einführung der verlässlichen Grundschulen, flächendeckend für Bremen. Erst nach erheblichen Protesten der Elternschaft sind plötzlich weitere fünf Millionen da.

Das läuft ja wie geschmiert in Ihrer Bildungsbehörde. Es wird so hingedreht und interpretiert, wie es gerade passt.

So, Herr Lemke, jetzt kommt mein Kompromiss: Sie sollten sich bald ein anderes Fußballfeld besorgen, aber bitte nicht die Bildungsbehörde.

Marianne Bokelmann