Islamisten verschenken Fleischberge

Die umstrittene Organisation Milli Görüs verteilt Fleisch an Arme und will damit ihr Ansehen verbessern

Fleisch fürs Image: Die Organisation Milli Görüș hat gestern in der gesamten Hauptstadt Päckchen mit Lammfleisch verteilt. „Wir wollen einen sozialen Beitrag leisten. Nichts weiter“, versichert Abdullah Terzi. Der 28-Jährige macht Öffentlichkeitsarbeit für die islamische Vereinigung. Insgesamt gingen 1.800 Kilo an 12 Vereine, die sich um Bedürftige, zum Beispiel Wohnungslose oder Flüchtlinge, kümmern.

Der Hintergrund: Am Wochenende endete das Opferfest, einer der höchsten islamischen Feiertage. Traditionell schenken reichere Muslime dabei Ärmeren ein Schaf oder Lamm, damit sie auch einmal in den Genuss von Fleisch kommen. „Wir wollen daran anknüpfen“, sagt Teski. Milli Görüș ist jedoch nicht unumstritten. Die Organisation wird seit Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet. Sie verfolgt islamisch-fundamentalistisch Ziele und orientiert sich an der in der Türkei verbotenen Wohlfahrtspartei. Als Fernziel strebt die Partei die weltweite Islamisierung im Sinne eines rückwärts gewandten und doktrinären Islamverständnisses an, heißt es beim Verfassungsschutz.

Von der Ausländerbeauftragten Barbara John (CDU) bekommt Milli Görüș indes Schützenhilfe. Sie hat der Organisation Namen von hilfebedürftigen Vereinen genannt, an die das Fleisch gestern geliefert wurde. Träger ist vor allem das Deutsche Rote Kreuz (DRK).

„Milli Görüș macht das aus dem tiefen Bedürfnis heraus, ihren religiösen Pflichten nachzukommen“, verteidigt John ihre logistische Hilfe. Milli Görüș sollte nicht als „aussätzig“ behandelt werden. Aber natürlich müsse man sich mit ihren Zielen auch kritisch auseinander setzen.

John hatte schon im vergangenen Jahr 5.000 Mark von Milli Görüș angenommen und diese an zwei bosnische Familien weitergegeben, die in ihre Heimat zurückgegangen sind. Gegen ein „eindeutig soziales Engagement“ habe sie als Ausländerbeauftragte nichts einzuwenden.

Doch genau damit versucht Milli Görüș derzeit, Anerkennung bei Türken und Deutschen zu bekommen und ihr Image aufzubessern. „Wir wollen durch die Verteilaktion bekannt werden“, sagt Teski. „Wir wollen uns der deutschen Gesellschaft präsentieren.“ So spendete Milli Görüș auch Kleider an Kosovo-Flüchtlinge.

Das DRK ist mit den Fleischbergen nicht glücklich: „Wir waren uns nicht bewusst, was Milli Görüș für eine Organisation ist, als wir uns dafür entschieden haben“, sagte Sprecherin Susanne Arabi. JULIA NAUMANN