Weiterhin völlig außen vor

■ Der Hausmeister des New Yorker Folk-Underground Dave Schramm und seine Schramms kommen ohne Hipness aus

„Hey, es soll eine neue CD der Schramms geben. Soll! Denn gesehen haben will sie mal wieder niemand. In der Redaktion: Kopfschütteln. Bei der Plattenfirma: Anrufbeantworter. Beim Knust: „Gestern lag sie noch im Laden, die wird wohl irgendjemand gezockt haben.“ Ja, ja, deine Mudder.

Nun steht nicht zu befürchten, dass eben gerade diese 100 Questions betitelte Platte das an sich grundsolide musikalische Gebäude der Schramms zum Einsturz gebracht haben wird, um auf den Ruinen von Folk und Country-Rock so etwas wie, sagen wir mal, Beck oder zumindest Wilco entstehen zu lassen. In der zehnjährigen Geschichte seiner Band hatte es Dave Schramm immer erfolgreich vermieden, den Hipster raushängen zu lassen. Glamour war seine Sache nie, und schon zum Höhepunkt des Folk-Revivals erschien er uns wie der elder statesman einer Bewegung, deren Mitglied er partout nicht sein wollte. Eher dem New Yorker Gitarren-Underground verpflichtet, war das 90er Schramms-Debüt Walk To Delphi eine nüchterne, dafür aber sehr innige Antwort auf die Frage „Was wäre eigentlich aus Gram Parsons geworden, hätte er in Big Apple gelebt?“

Daran hat sich bis heute wenig geändert. Als Hausmeister einer New Yorker Schule steht der ehemalige Gitarrist von Yo La Tango auf der sicheren Seite des Geschehens. Nur selten lässt er seine Arbeit für Studio-Jobs oder Tourneen im Stich. Popularitäts-Ausreißer nach oben wie etwa sein Engagement bei den OKra All Stars oder ein kurzes Gastspiel beim hippen Matador-Label lassen Schramm eher unbeeindruckt. Alte Männer – junge Männer.

Für die zweite Band an diesem Abend stehen solche Karriere-Probleme noch am Anfang. Green Apple Sea kommen aus dem Fahrrad fahrenden Münster und sind noch genau so knackfrisch wie es ihr Name suggeriert. Auf ihrer kürzlich erschienenen und tatsächlich vorliegenden CD dankt man brav den Familien, wobei offenbleibt, welche Art der Blutsverwandt-schaft hier gemeint ist. In Münster kennt wohlweislich jeder jeden und alle spielen irgendiwe in den Bands der anderen. Dabei guckt das Trio um den nett-sensiblen Songwriter Stefan Prange gerne mal über den westfälischen Tellerrand hinaus. Die Richtung heißt dann Westen, heißt USA, tief hinein in eine Land, wo der melancholische Sad-Core dieser Band längst Platzhalter irgendwelcher College-Radio-Charts wäre. Vielleicht kann Dave Schramm ihnen ja erklären, wie man da hin kommt. Michael Hess

mit Green Apple Sea: Mo, 27. März, 21 Uhr, Knust