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DIE DEUTSCHE BAHN WILL UNRENTABLE NEBENSTRECKEN AUSGLIEDERNSchmalspur-Denken

Die Bahn muss die Notbremse ziehen. Fährt sie, so wie jetzt, weiter in die roten Zahlen, dann ist der Zeitpunkt absehbar, an dem das Unternehmen nicht mehr selbst entscheiden kann, welches Konzept verfolgt werden soll. Dann kann die Bahn nur noch Strecken dichtmachen, um der Pleite zu entgehen, und wäre auch nicht mehr in der Lage, dort zu investieren, wo bares Geld zu verdienen ist. Die Politik hat die Bahnreform gemacht, um das Unternehmen Bahn auf eigene Füße zu zwingen. Die Politiker sollten sich nicht wundern, wenn die Bahn genau nach diesen Vorgaben handelt.

Dass die Bahnreform nicht gelungen ist, daran haben die Bahnmanager allerdings einen erheblichen Anteil. Bei den Investitionen haben sie Milliarden für fragwürdige Projekte wie den Berliner Zentralbahnhof oder unsinnige Hochgeschwindigkeitsstrecken in den Sand gesetzt. Im Regionalverkehr rumpeln derweil immer noch Waggons aus den 60er-Jahren über die Strecken. Es wäre die Aufgabe, den Nahverkehr so zu modernisieren, dass auch dort schwarze Zahlen geschrieben werden. Wäre. Denn jetzt fehlt das Geld dazu. Es wäre der Job von Bahnchef Mehdorn, seine Mitarbeiter zu motivieren. Wäre. Jetzt sollen Löhne gekürzt und Mitarbeiter entlassen werden. Es geht nicht mehr darum, wie gut die Bahn werden soll, sondern darum, ob sie überhaupt noch fahren kann. Die Kernfrage in der Krise lautet: Ist die Bahn ein stinknormales Unternehmen, das nach Gewinn streben muss? Oder hat dieser Verkehrsträger auch eine gesellschaftliche Aufgabe, nämlich die, den öffentlichen Nahverkehr in der Fläche zu garantieren? Für Bahnchef Mehdorn hat die Börsenfähigkeit oberste Priorität. Deshalb will er die Verantwortung für viele Nebenstrecken an Kommunen und Länder weiterreichen – sprich: Geld sparen. Fahrgastinitiativen und Konsumenten wollen aber nicht Aktien zeichnen, sondern Eisenbahn fahren. Dieser Zielkonflikt ist unter den gegebenen Bedingungen nicht lösbar.

Die rot-grüne Koalition ist damit angetreten, den öffentlichen Nahverkehr zu stärken. Wird aber die Bahn nach rein betriebswirtschaftlichen Erwägungen betrieben, dann ist zu erwarten, dass noch weniger Autofahrer auf das ökologisch sinnvolle Verkehrsmittel umsteigen – weil in der Fläche kein Zug mehr fährt. Wenn die Politik Wert darauf legt, dass der Verkehr in diesem Land auch unter ökologischen Gesichtspunkten funktioniert, muss das Geld dafür bereitgestellt werden. Verantwortung für Ökologie und Mobilität trägt nicht das Privatunternehmen Bahn, sondern die Gesellschaft.

KLAUS HILLENBRAND

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