Kritik an Clinton

US-Präsident Clinton beschuldigt Pakistan,den Kaschmir-Konflikt mit Indien anzuheizen

NEU-DELHI dpa/afp ■ Bill Clinton muss sich auf seinem Staatsbesuch in Indien Kritik gefallen lassen. Ohne ihn beim Namen zu nennen, rügte der indische Staatspräsident Kocheril Raman Narayanan am Dienstagabend auf einem Bankett frühere Äußerungen des US-Präsidenten. Clinton hatte am 9. März bei einem Empfang in Washington gesagt: „Der gefährlichste Ort auf der Welt, so könnte man argumentieren, ist heute der indische Subkontinent.“

Narayanan sagte dazu: „Solche alarmierenden Beschreibungen werden nur jene ermutigen, die den Frieden brechen und sich dem Terrorismus und der Gewalt verschreiben wollen. Die Gefahr kommt nicht von uns.“ Clinton reagierte nicht auf die Kritik. Ein Sprecher des Weißen Hauses sah in der Zurechtweisung aber keine Belastung der Beziehungen zwischen Indien und den USA.

Clinton rief das indische Parlament gestern zum Dialog mit Pakistan auf. Er lehnte es aber ab, zwischen den beiden Ländern zu vermitteln, was von der indischen Regierung auch ausdrücklich nicht gewünscht wird. Zugleich warnte Clinton Indien vor einem atomaren Wettrüsten und forderte von Delhi den Verzicht auf Atomwaffen.

Indiens Regierungschef Atal Behari Vajpayee bestand in seiner Antwort auf einer „nuklearen Abschreckung“. Er versicherte aber, dass Indien den Kaschmir-Konflikt mit Pakistan friedlich lösen wolle. Es gebe keine Kriegsgefahr. Indien werde auf weitere Nuklearversuche verzichten. Die Unterzeichnung des Teststoppvertrages lehnte er aber ab.

In einem Interview beschuldigte Clinton Pakistan, den Dauerkonflikt um Kaschmir anzuheizen. Es gebe „Elemente innerhalb der pakistanischen Regierung, die die Gewalt in der Provinz unterstützten“, sagte er dem Sender ABC. Doch die USA wollten auch mit Pakistan verbündet bleiben. Am Samstag will Clinton für einige Stunden mit der pakistanischen Militärführung zusammentreffen und die Rückkehr des Landes zur Demokratie einfordern. Gestern Nachmittag besichtigte Clinton das Grabmal Tadsch Mahal in Agra aus dem 17. Jahrhundert und diskutierte mit indischen Umweltschützern.