Den alten Clubgeist wieder wecken

■ Die Abteilung fördernder Mitglieder: Eine Erfolgsstory beim FC St. Pauli

Beim FC St. Pauli gibt es eine Erfolgsgeschichte. Das mag man nicht glauben, es ist aber so. Dem arg gebeutelten Klub laufen trotz der derzeit schwierigen Situation die Mitglieder nur so zu. Dafür sind aber weder überzeugende Auftritte der Zweitligamannschaft verantwortlich, noch die positive Präsenz der Funktionäre vom Millerntor.

Vielmehr kam die Initiative von Vereinsangehörigen selbst. Bei der Hauptversammlung im vergangenen Oktober stimmten die Anwesenden einer Satzungsänderung zu. Seitdem gibt es bei St. Pauli nicht nur einfache passive Mitglieder, sondern auch die Abteilung fördernder Mitglieder (AFM). Über 800 Menschen haben sich bislang entschlossen, der AFM beizutreten. Diese sind zum Teil innerhalb des Vereins gewechselt. Auf der anderen Seite haben auch rund 200 Fans, die sich bislang der Mitgliedschaft verweigert haben, die Möglichkeit genutzt, den FC St. Pauli aktiver zu unterstützen.

„Wir wollen keine Politik im Verein machen“, stellt aber Tonny Burggraaf, einer der Initiatoren klar, „uns geht es darum Kunden für den Klub zu gewinnen und diese an ihn zu binden.“ Eine unerhörte Vorstellung eigentlich, eine eigene Abteilung zu Werbezwecken zu gründen. Einigen Funktionären ist die AFM daher auch ein Dorn im Auge. Sie befürchten, dass die innervereinliche Opposition dadurch gestärkt wird. Immerhin ist die AFM schon jetzt die mitgliederstärkste Abteilung im Klub. Allzuleicht könnten dadurch Abstimmungen auf Hauptversammlungen manipuliert werden.

Gegen solche Unterstellungen wehrt sich Burggraaf: „Darum haben wir uns nicht gegründet. Wir werden uns nicht offiziell zur Situation im Verein äußern.“ In erster Linie gehe es darum, den schwachen Service-Bereich beim FC St. Pauli zu unterstützen: „Da wird noch viel zu wenig getan. Wir dagegen wollen den alten St. Pauli-Spirit wiederbeleben.“ Darum hat die AFM jetzt einen eigenen, orangenen Container direkt hinter Gegengeraden, „um präsent und ansprechbar zu sein“. Dort werden die Spiele im DSF gezeigt, auch die Pressekonferenzen nach den Spielen wird dort übertragen. Für AFM-Mitglieder gibt es bei Heimspielen eine Sonderkasse mit bevorzugter Bedienung, darüber hinaus ist der Eintritt für die Spiele der Amateure ermäßigt.

All dies kann natürlich nur dann funktionieren, wenn auch von Vereinsseite keine Steine in den Weg gelegt werden. Und tatsächlich gibt es im Vorstand auch Unterstützer: „Vizepräsident Reenald Koch und Manager Stephan Beutel unterstützen uns aktiv.“ Aber auch einige Spieler sind zur Zusammenarbeit bereit. So wurden schon Abendessen mit dem Kicker nach Wahl des Gewinners verlost.

Am schönsten aber ist, das die Einnahmen der AFM zweckgebunden eingesetzt werden. Kein neuer Erfolgstrainer darf über die AFM finanziert werden. Das Geld wird vornehmlich in den Jugendbereich gesteckt, wobei ausdrücklich alle Abteilungen nach einem noch festzulegenden Schlüssel bedient werden. „Wir wollen nicht nur den Fußball, sondern den ganzen Verein fördern“, betont Burggraaf. Ein entsprechendes Meinungsbild soll es am 1. April geben. Dann treffen sich die AFM-Mitglieder erstmals zur ordentlichen Versammlung in der Astra-Kantine der Bavaria-Brauerei. Dann soll auch dem 1000. Mitglied ein Mountainbike im Wert von 1000 Mark überreicht werden.

1000 Mitglieder in der jetzigen Situation zu werben, dürfte der AFM schwergefallen sein. Aber immerhin: Wenigstens tut sich einmal etwas Positives beim FC St. Pauli. Eberhard Spohd