Keine Ölkrise im Kanal

■ Was im Rablinghauser Vorfluter schimmert und schäumt sei eigentlich harmlos, meinen Wasserexperten: Statt Öl alles nur Ausockerung – ein ganz normaler Vorgang

Sonst ist es am Rablinghauser Vorfluter ganz frühlingshaft friedlich. Gestern morgen aber dräute Unheil: Öl und braun brodelnder Schaum machten sich breit in dem kleinen Graben hinterm Neuen Schutzdeich – so schien es zumindest den Anwohnern in Woltmershausen.

„Das ist doch nicht normal“, meint zum Beispiel Ilse Himmelskamp. Jeden Morgen fährt sie mit dem Rad über die Holzbrücke. „Mittwochabend war da noch nichts.“ Aber Donnerstagmorgen, so um neun Uhr, brodelte es im Kanal. „Das kann man doch nicht auf sich beruhen lassen“, meinte sie. „Mir kam das unheimlich vor.“

Denn vor ein paar Jahren wäre da schon mal was gewesen, wissen die Anwohner. Eine Firma hätte Öl eingeleitet. Jahre ist das her. Aber vielleicht hat über Nacht die GVZ was eingeleitet, munkelt man. Aber im Kanal gibt es Stichlinge und weiter hinten Fischreiher und die, die wären dann wohl bald hin, meint Himmelskamp. Und greift zum Telefon – „ich kann da nicht wegsehen“.

Die Polizeiwache in Woltmershausen fährt schließlich los. „Wir haben uns das angeguckt“, bestätigt Schutzmann Koch: „Da schillert es und da waren so braune Flatschen im Wasser.“ Gebrodelt hat es nicht mehr, als der 52-Jährige ankam. Ein paar Luftblasen nur noch.

Doch dann kam „ein dickerer Einsatz“ dazwischen. Man ließ den Kanal erstmal Kanal sein. Denn nach Mini-Öko-Krise sah den Beamten das ganze nicht aus.

Erst mittags rückten sie dann alle aus: Polizei, Kripo, Wasserwirtschaftsamt, Feuerwehr. Ran an den Kanal in Woltmershausen.

Die Feuerwehr ist die erste die wieder geht. Die Verschmutzung liege „nicht in einem Maße, wo wir tätig werden.“ Zu wenig Mini-Öko-Krise. Das werde dann vom Wasserwirtschaftsamt gemacht, heißt es bei der Feuerwehr.

Nachmittag: Entwarnung für den Rablinghauser Vorfluter. Das „Schillernde“ sei bloß Eisenoxid gewesen – nichts Giftiges, beruhigt die Polizei. Denn merke: Wenn das Öl gewesen wäre, hätte es in allen Regenbogenfarben geschillert. Und so bunt war es nicht, versichert Koch. Und die braunen Schaum-Flatschen? Das soll von den Uferrändern kommen. Vielleicht Überdungung.

„Das sieht dramatisch aus – ist es aber nicht“, erklärt Horst Böttcher vom Wasser- und Wirtschaftsamt. Auch er hat sich den Rablingshauser Vorfluter angeguckt. Und was der Kanal gerade durchmacht, nennt sich offiziell Aus-Ockerung. Kommt jedes Jahr wieder. Und produziert jedes Jahr aufs Neue alamierende Anrufe über Umweltkatastrophen beim Wasser- und Wirtschaftsamt. Böttcher kennt das schon.

Die eigentliche Crux liegt im hohen Eisengehalt des Grundwassers in Woltmershausen. Wenn dann der Grundwasserspiegel sinke, wie jetzt um 50 Zentimeter, dann fließt eisenhaltiges Grundwasser in Richtung Oberflächengewässer, erklärt Böttcher. Durch chemische Prozesse wird Eisenoxid gebildet – „ein ganz normaler Vorgang“.

Da könne wohl auch mal ein Tropfen Öl dran hängen, meint Böttcher. Aber das blieb dem kleinen Kanals erspart – Böttcher hat das überprüft, doch die Ölteststreifen reagierten negativ.

Mit dem Abrücken von Polizei, Kripo und Wasserwirtschaftsamt bleibt für den Rablinghauser Vorfluter alles beim Alten. Die Anwohner müssen jetzt auf Regen warten, damit die vermeintlichen Öllachen weiterschwimmen, erklärt Böttcher. „Wir machen da nichts, bei Regen verteilt sich das alles von selbst.“

Spätnachmittag: Die Flecken haben sich schon ein bisschen verteilt, berichtet Ilse Himmelskamp. Enten hat sie gesehen. Den Fischreiher auch. So ganz will sie den Behörden noch nicht glauben: „Ich beobachte das weiter. Wenn die Fische und Enten bald tot sind, wissen wir mehr.“ pipe