DIE PLEITE DER ÖKOBANK RUFT NACH PROFESSIONALISIERUNG
: Unverdauliche Peanuts

Jetzt hat es also das Vorzeigeprojekt der „Szene“ erwischt. Die Ökobank steckt in der schwersten Krise ihrer Geschichte. Großkredite platzten. Und Fonds zur Finanzierung der regenerativen Energieerzeugung wurden vom Winde verweht. Bilanzwirksame Verluste in Höhe von rund 16 Millionen Mark sind zu beklagen. Die Schneider-Pleite der Deutschen Bank en miniature also. „Peanuts“ eigentlich. Aber für die Ökobank unverdauliche. Nur die Einlagesicherung durch den Institutionsschutz der Volksbanken und Raiffeisenkassen rettet das Unternehmen vor dem Untergang; und die Vision von der etwas anderen Bank gleich mit. Die ist (noch) nicht gestorben, auch wenn die – hausgemachte – Katastrophe die Ökobanker zur Konzentration auf den ökonomischen Nutzen ihrer Arbeit zwingt. Die Ökonomie muss zukünftig im Vordergrund der Überlegungen stehen.

Die Ökobank hat aber auch eine Verantwortung für sich selbst; für ihre Mitarbeiter und ihre Kunden. Akribisch wird die Ökobank – unter Aufsicht – ihre Kreditnehmer durchleuchten müssen. Und sie wird sich hoffentlich externen Sachverstand (ein-) kaufen, mit dem die ökonomischen und politischen Visonen auf ihre Realisierbarkeit hin überprüft werden können. Dem Beinahe-Crash ging ein Managementfehler voraus. Denn dass die Bauwirtschaft in der Krise steckt, war doch – eigentlich – bekannt; und dass in der Recyclingbranche mit ganz harten Bandagen gekämpft wird, war auch kein Staatsgeheimnis. Dass da einige Firmen – auch und gerade die Kreditnehmer der Ökobank – auf der Strecke bleiben würden, war also vorauszusehen. Übernommen hätten sie sich bei der Unternehmensfinanzierung, räumte Vorstandsmitglied Oliver Förster ein.

Tatsächlich: „Wallstreet“ spielen wie „Gecko“ (Michael Douglas) kann die Ökobank nicht. Natürlich muss die Bank weiterwachsen, wenn sie überleben will. Stagnation ist Rückschritt – und Untergang. Ihre Chance ist das Privatkundengeschäft, das den Giganten der Branche ohnehin gerade lästig geworden ist. Private Kreditnehmer kamen sich bei der Ökobank bislang allerdings vor wie ungeliebte Zeichner von Bettelbriefen. Es herrscht(e) Genossenschaftszwang mit Mindesteinlage (500 Mark). Ein Managementfehler. Zufriedene Kreditnehmer werden vielleicht auch freiwillige Einleger und begeisterte Zeichner von Förderbriefen. Professionalisierung ist also angesagt, auf allen Ebenen. Und der Umbau der Firma. Letztendlich wird die Ökobank aber nur überleben, wenn sie die ideellen Werte aus den Gründertagen in die neue Zeit hinüberrettet und sie ergänzt: Ökologisch und sozial – und auf allen Geschäftsfeldern jetzt auch ökonomisch kompetent. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT