Sattelfest in den Frühling

Guter Rat fürs Rad: Wer sein gutes Stück aus dem Winterschlaf weckt, sollte vor dem ersten Ausflug sorgsam inspizieren  ■ Von Wolf Schairer

Die Krokusse schießen, ein laues Lüftchen weht, und morgen wird die Uhr umgestellt – es lässt sich nicht leugnen: Der Lenz ist da. Und damit die Zeit, da selbst der sensibelste Frostködel sein Fahrrad aus dem Winterschlaf weckt. Doch vor die Überlandpartie hat die Zeit die Inspektion gesetzt. Wer im Spätherbst sein gutes Stück sorgsam begutachtet und trocken eingelagert hat, muss zwar jetzt nicht viel mehr tun als abstauben und den Luftdruck kontrollieren. Aber „häufig sind die Reifen platt und die Beleuchtung funktioniert nicht“, weiß Hans Petschulat vom Fahrradladen „Flottbike“. Wer das nicht selbst richten kann, beauftragt den Fachbetrieb. Das kostet um die 70 Mark, manchmal gibt es Sonderangebote zum Frühjahrsbeginn.

RadlerInnen mit Bastelbegabung legen selbst Hand an. Ein ers-ter Blick gilt den Reifen. Das Gummi darf keine Risse haben, und der Luftdruck muss stimmen. „Daran hapert es häufig“, sagt Fachfrau Sylvia Miethe von „Rad & Tat“. „Zwar laufen die Räder dann weicher, aber sie schlagen leicht durch, und vor allem wird der Rollwiderstand größer.“ Der richtige Druck steht auf der Reifenflanke – bis zu 11 bar bei Rennrädern und 5 bar bei Tourenrädern sind normal. Die Räder müssen frei und rund laufen, die Speichen fest sein. Lockere oder gar gebrochene Speichen sind ein Fall für den Profi, einem Laien kann da leicht etwas schief gehen – im wahrsten Sinne des Wortes. Speichenreflektoren, die durch allzu ruppige Fahrweise abgefallen sind, werden ersetzt.

Zum Vortrieb braucht das Rad eine Kette, zum Anhalten die Bremsen. Beides sind Teile, bei denen sich gute Pflege lohnt. Die Kette wird gereinigt und gefettet. „Anschließend noch ein bisschen Wachsspray aufsprühen, dann hält das Fett länger“, empfiehlt Sylvia Miethe. Falls die Kette stark verrostet ist oder zuviel Spiel hat, wird sie ersetzt. Die Bremsgummis werden auf Verschleiß geprüft und, falls notwendig, richtig eingestellt. Die Bowdenzüge zu Bremsen und Gangschaltung brauchen hin und wieder ein wenig Öl – aber Vorsicht! Weder auf die Bremsgummis noch auf Felgen oder Reifen darf Öl geraten. Besonders Sprays sollten deshalb zurückhaltend eingesetzt werden.

Rahmen, Lenker und Gepäckträger werden mit warmem Wasser und etwas Geschirrspülmittel gereinigt und nach dem Trocknen mit Wachsspray konserviert. „Manche Fahrradbesitzer möchten es besonders gut machen und gehen mit dem Hochdruckreiniger von der Tankstelle ran“, warnt Sylvia Miethe: „Das ist das Aus für die Lager, weil das Fett rausgedrückt wird.“ Einem Ledersattel – und damit einem wichtigen menschlichen Körperteil – tut es gut, wenn das Leder von der Unterseite mit Lederfett eingerieben und damit geschmeidig gemacht wird. Oben kommt nur eine hauchdünne Schicht drauf – sonst wirds rutschig.

Wer jetzt noch die Beleuchtung überprüft, vielleicht gar Lampen mit Standlichfunktion montiert, ist sattelfest. Die ersten Bremsversuche sollten zwar noch moderat ausfallen, bis sich Bremsgummis und Felgen aneinander angepasst haben. Doch dann: Nichts wie raus auf den Deich!