Soundcheck

Gehört: Puff Daddy, Alsterdorfer Sporthalle. Irgendjemand hat einmal gesagt: Moderner R & B sei Musik für Leute die zwar Turnschuhe tragen, aber eben nur im Fitness-Studio. Wenn jemand für diese, wie jeder Pop auch ein Glücksversprechen bergende Glitterwelt wohlgeformter (Frauen-)Leiber, des nicht enden wollenden Cashflows und roter, nur von den Potentesten in einer Nacht zu überquerender Satin-Meere steht, dann ist es natürlich der Produzent, Geschäftsmann und Gelegenheitsrapper Puff Daddy. Entsprechend wohlgesonnen, weil erfolgreiche Afroamerikaner sich seit Jack Johnson derselben rassistischen Kritik ausgesetzt sehen, begab sich der Rezensent in die nur zu gut einem Drittel gefüllte Alsterdorfer Sporthalle. Doch „opulent“, gar „perfekt choreografiert“ sind Attribute, die eher noch auf eine Nacht in jeder beliebigen Vorstadt-Disko zu treffen, als auf die Bad Boy-Revue, die samt schlecht getimter pyrotechnischer Effekte selbst das Buffalos tragende Proll-Publikum nur wenig aus der Reserve lockte: ein Hitpotpourri, das unaufhaltsam auf eine schäbige „We Will Rock You“-Publikumsanimation zulief, mal in Lack-, mal in Lederhöschen hüftwackelnde Tänzerinnen, dazwischen der Schülerlotse Puffy, der von 112 bis Little Caesar seine Schützlinge durchwinkte. Dass das mit HipHop nichts zu tun hat, ist nicht weiter schlimm. Dass es langweilte, leider schon.

Sonntag: Lektrogirl. Feinziseliert-feministische C-64er-Klötzchenbeats dagegen präsentiert die Tasmanierin Emma Thompson. I Love My Computer nennt sie ihr Album. Elektronisches Blubbern war selten schlauer. Tobias Nagl

Golden Pudel Club, 23 Uhr