Schwächer denn je

Knapp die Hälfte der nordirischen Unionisten hat das Vertrauen in den langjährigen Protestantenchef David Trimble bereits verloren

Seinen Herausforderer im Kampf um den Parteivorsitz hat David Trimble abgewehrt – aber trotzdem ist Nordirlands Unionistenchef heute schwächer denn je. Seine politische Zukunft hängt von der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) und ihrem politischen Flügel Sinn Féin ab: Nur eine Geste in Richtung IRA-Abrüstung würde Trimbles Taktik während des Friedensprozesses in den Augen seiner parteiinternen Feinde rehabilitieren.

Heute sieht beinahe die Hälfte der Mitglieder in der Ulster Unionist Party (UUP) in Trimble vor allem eine Mogelpackung. Denn der Mann, der als Hardliner angetreten war, versucht sich nun als Modernisierer. Trimble weiß, dass dieZeiten, in denen die Unionisten die Krisenprovinz nach Belieben und auf Kosten der katholischen Minderheit beherrschen konnten, vorbei sind. Dem Unionistenchef geht es nun darum, so viel wie möglich zu retten – und die irische Vereinigung möglichst lange hinauszuzögern. Das Problem dabei ist, dass er gerade mal knapp 57 Prozent seiner Leute von dieser Taktik überzeugen kann. Der Friedensnobelpreis, den Trimble 1998 erhielt, gilt in seiner Partei als Makel, belegt er doch, dass der Chef zu kompromissbereit war. Dabei hatte man in London und Dublin aufgestöhnt, als Trimble im September 1995 an die Spitze der Ulster Unionist Party (UUP) gewählt wurde. Denn der Anwalt war der militanteste der fünf Bewerber. Kurz zuvor hatte er mit dem protestantischen Ultra Ian Paisley auf den Barrikaden von Portadown gestanden und nach einer Konfrontation mit der Polizei durchgesetzt, dass der protestantische Oranier-Orden durch ein katholisches Viertel marschieren durfte.

Seinen Ruf als Hardliner hatte sich Trimble schon früher erworben. 1973 war er der rechtsextremen Vanguard Unionist Party beigetreten, die enge Kontakte zu paramilitärischen Organisationen unterhielt. Ende der 70er-Jahre schloss er sich der UUP an. 1990 wurde er ins Unterhaus gewählt. Das „Karfreitagsabkommen“, das Trimble ausgehandelt und 1998 in Belfast unterzeichnet hatte, spaltete seine Partei: Die Mehrheit der UUP-Unterhausabgeordneten ist bis heute dagegen, und auch der Oranier-Orden hat das Abkommen verworfen, weil es den Unionisten zu viele Zugeständnisse abverlange.

Nach seinem Sieg sagte Trimble gestern: „Die Botschaft lautet, dass sie die Geduld der normalen, ehrlichen Leute von Ulster zu sehr und zu schnell auf die Probe stellen.“ Damit sind die Protestanten gemeint, für die Trimbles nun wieder spricht wie 1995, als sie ihn für seine Kompromisslosigkeit mit dem Parteivorsitz belohnten. RALF SOTSCHECK