Rassismus in den eigenen Reihen

An der Polizeischule werden nichtdeutsche Azubis diskriminiert. Polizeipräsident spricht von Einzelfällen

Die Anzeigen suggerieren Offenheit und Toleranz: „Für türkische Berliner stehen die Sterne besonders gut. Sie haben beste Aussichten auf eine Karriere bei der Polizei.“

Mit großflächiger Reklame will die Polizei Nichtdeutsche für ihre Ausbildung anwerben. Doch von Toleranz ist nichts zu spüren: Rassismus ist in der Polizeischule nichts Ungewöhnliches, beklagt Torsten Wegner, Landesvorsitzender der Jungen Gruppe der Gewerkschaft der Polizei. An ihn hätten sich mindestens drei Auszubildende gewandt, die in den vergangenen Monaten mit rassistischen Bemerkungen konfrontiert worden sind.

So soll erst am vergangenen Freitag ein Polizeischüler zu einer Kollegin, die mit einem Beamten türkischer Herkunft befreundet ist, gesagt haben: „Wenn du mal schwanger bist, nehme ich den Staubsauger und sauge dir den Fötus raus.“ Türkische Polizeischüler sollen von Ausbildern öfters nicht mit ihrem Namen, sondern mit „Hey, du Türke“ angesprochen worden sein. Die Polizeischule besuchen derzeit 309 junge Erwachsene, 10 bis 15 von ihnen sind nichtdeutscher Herkunft.

„Es handelt sich um kleine Grüppchen, die so etwas sagen“, so Wegner. Doch das sei schlimm genug. Der Chef der Landespolizei, Gernot Piestert, hatte im vergangenen Jahr moniert, dass die „persönliche und soziale Kompetenz“ bei vielen Kollegen zu wünschen übrig lasse.

Polizeipräsident Hagen Saberschinsky wies die Rassismus-Vorwürfe gestern zurück. Die Lerninhalte seien darauf ausgerichtet, zu menschenwürdigem Verhalten zu erziehen und extremistischem Gedankengut entgegenzuwirken. Die Vorwürfe seien der Leitung der Polizeischule bekannt, einige würden bereits strafrechtlich verfolgt.

Der Vorsitzende der Jungen Gruppe hält das für zu „kurzfristig“. Er fordert, dass das Curriculum an der Polizeischule geändert wird. Antirassismus müsse als Thematik in den Fächern „Berufsethik“ und „Politische Bildung“ verankert werden.

Einen Ansatz gab es bereits: Von 1997 bis 1999 lernten 150 PolizeianwärterInnen in einem freiwilligen Trainigsprogramm, wie sie bei der Arbeit Vorurteile gegen Nichtdeutsche abbauen können. Das Modellprojekt wurde von der EU unterstützt. Der Geschäftsführer des Türkischen Bundes, Kenan Kolat, der die Jugendlichen teilweise unterrichtete, hält ein solches Programm für sinnvoll. Es müsse jedoch zur Regel werden, sonst würden bestimmte Kreise gar nicht erst erreicht. JULIA NAUMANN