Importmesse ohne Einreise

Auf der heute beginnenden Importmesse fällt der Schwerpunkt Marokko weitgehend aus: Die Hälfte der Aussteller bekam kein Visa. Kenianer mit Visa wurden am Flughafen festgehalten

von BARBARA BOLLWAHNDE PAEZ CASANOVA

Obwohl Marokko Partnerland der heute beginnenden Importmesse „Import Shop Berlin“ ist, wird das nordafrikanische Land nur schwach vertreten sein. Von den etwa 20 Firmen hat die Hälfte kein Visum bekommen. Projektleiterin Brigitte Hahn von der Messe Berlin GmbH benennt die Gründe: Die marode EDV-Leitung der deutschen Visastelle, die eine Onlineabgleichung der Visadaten mit dem Zentralrechner unmöglich mache, und die Angst der Konsulatsmitarbeiter, dass der eine oder andere die Messe nutzen wolle, um illegal in Deutschland zu bleiben.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes bestätigte gegenüber der taz, dass die Konsulatsvertretungen in Casablanca und Rabat „personell und materiell unbefriedigend“ ausgestattet seien und „mit alter Technik“ arbeiteten. Weil Marokko zudem „ein Schwerpunkt der Immigration geworden ist“, sei es oftmals „problematisch festzustellen, ob jemand über eine Messe illegal nach Deutschland kommen will oder ein legaler Geschäftsmann ist“. Der Sprecher rät deshalb der Messe Berlin GmbH, die Auslandsvertretungen über die Messe zu informieren und den Antragstellern „konkrete Einladungen von deutschen Unternehmen“ vorzulegen.

Eigentlich müsste den meisten deutschen Konsulaten und Botschaften die seit 30 Jahren stattfindende Messe längst ein Begriff sein. Nach Angaben von Projektleiterin Hahn informieren die 70 Auslandsvertreter der Messe Berlin GmbH regelmäßig die Konsulate. Einladungen von deutschen Unternehmen hingegen seien so gut wie unmöglich, da es sich häufig um Neuaussteller handele, die erst in den deutschen Markt einsteigen wollen. Zudem kritisiert Hahn, dass es nicht sein könne, dass „einige schwarze Schafe der Mehrheit der Aussteller das Leben schwer macht“. Im vergangenen Jahr hatte ein Marokkaner zwar die Standmiete gezahlt, war aber nie erschienen.

Selbst Aussteller mit einem gültigen Visum können Probleme bekommen. So wurden am vergangenen Samstag zwei langjährige Messeaussteller aus Kenia am Flughafen Tempelhof vom Bundesgrenzschutz festgehalten – trotz gültiger Visa. Erst nach Intervention eines deutschen Auslandsvertreters der Messe Berlin GmbH konnten sie den Flughafen nach über sechs Stunden verlassen. „Das trägt nicht zu einem guten Deutschlandimage bei“, kritisiert Hahn.

Auch Kairo hat dieses Jahr, wie schon in der Vergangenheit, Probleme. Zur diesjährigen Verkaufsausstellung für Bekleidung, Heimtextilien, Lederwaren und Wohnaccessoires aus fünf Kontinenten konnte ein Vertreter aus Kairo nicht einreisen. Das sei darauf zurückzuführen, so die Projektleiterin, dass die deutschen Konsularbeamten Vertreter der deutsch-arabischen Handelskammer, die sich für Aussteller verwenden, nicht akzeptierten.

Mit dem Visaproblem haben alle internationalen Messen in Deutschland zu tun. Doch während größere Messen „das nicht kratzt“, so Brigitte Hahn, seien die Folgen für die Berliner Importmesse „deutlich spürbar“.