mit raucherprozessen auf du und du
: Entschädigung trotz ignorierter Warnung

Neuer Schock für US-Tabakindustrie

Ein Geschworenengericht in San Francisco hat die beiden größten Tabakkonzerne des Landes zu einer Zahlung von 20 Millionen Dollar (40 Millionen Mark) Schadensersatz an eine krebskranke Ex-Raucherin und deren Mann verurteilt. Es ist das erste Urteil, das eine Person betrifft, die nach 1969 mit dem Rauchen anfing. In jenem Jahr wurden in den USA erstmals die gesetzlich vorgeschriebenen Warnungen auf den Päckchen abgedruckt. Die Tabakkonzerne kündigten Berufung gegen das Urteil an.

Wenn das Urteil bestätigt wird, könnte es auf Zahlungen in zweistelliger Milliardenhöhe für die US-Tabakindustrie hinauslaufen. Derzeit läuft beispielsweise ein ähnliches Musterverfahren für alle Raucher Floridas in Miami, ein so genannter „class-action lawsuit“.

Die Geschworenen urteilten am Montag mit neun zu drei Stimmen, die Konzerne Philip Morris („Marlboro“) und R.J. Reynolds („Camel“) hätten öffentlich falsche und irreführende Angaben über Zigaretten gemacht und die Gefahren des Rauchens verheimlicht. Leslie Whiteley und ihr Mann hatten ursprünglich 115 Millionen Dollar verlangt. Ihre Anwälte hatten geltend gemacht, die Zigarettenhersteller würden keine Reue für die verursachten Schäden zeigen.

Die 40-jährige Whiteley fing nach eigenen Angaben 1972 im Alter von 13 Jahren an zu rauchen. Sie hörte 1998 damit auf, als Ärzte bei ihr Lungenkrebs diagnostizierten. Sie wird nach Angaben ihrer Ärzte wahrscheinlich in diesem Jahr sterben. Das gleiche Gericht hatte dem Paar bereits vor einer Woche 1,7 Millionen Dollar so genannten ausgleichenden Schadensersatz zugesprochen.

Die Tabakindustrie hatte in dem Prozess geltend gemacht, Whiteley habe zudem Marihuana geraucht, auch während ihrer Schwangerschaft zur Zigarette gegriffen und die Warnhinweise auf den Packungen missachtet. Reynolds-Anwalt Daniel Donohue erklärte: „Leute, die sich angesichts der bekannten Risiken dafür entscheiden zu rauchen, sollten dafür nicht finanziell belohnt werden.“ REM