Ökostromer sucht Kapital

Krise bei Unit Energy noch nicht zu Ende. Bilanz für die Jahre seit 1997 fehlt. Ausstieg aus dem Stromhandel geplant. Der Börsengang soll Geld bringen

FRANKFURT taz ■ Mit neuer Strategie und frischem Geld soll die angeschlagene Unit Energy Europe AG wieder flottgemacht werden. Künftig werde das Ökostrom-Unternehmen „weniger riskante Geschäfte“ betreiben und sich auf das Kerngeschäft Stromerzeugung konzentrieren, versprach der Vorstandsvorsitzende Bernd Weber auf der außerordentlichen Hauptversammlung (HV) am Montag. Durch Missmanagement war der Händler und Produzent von regenerativer Energie an den Rand der Pleite geraten. Auf der HV stimmten die Aktionäre für eine weitere Kapitalerhöhung und den Börsengang.

Um einen Konkurs zu verhindern, musste Martin Jakubowski zum Jahreswechsel seinen Chefsessel räumen. Ihm wird angelastet, dass die meisten der Projekte von Unit nicht fertig sind. Insbesondere die Anlagen in Griechenland und Italien verzögern sich über Gebühr. Die drei unvollendeten Windparks in Griechenland sollen „ohne Wertverlust“ veräußert werden, sagte der Finanzvorstand Günther Kemmerling. Im Gegenzug kündigte er den Kauf von Wasserkraftwerken in Georgien und Frankreich an. Neuen Projekten in Deutschland stehe man offen gegenüber. Derzeit plant Unit den Bau einer 100-Megawatt-Offshore-Windkraftanlage vor der deutschen Küste.

Aus dem verlustreichen Geschäftsfeld Stromhandel wird sich Unit möglicherweise zurückziehen. Mit einem millionenschweren Werbefeldzug gewannen die Ökostromer gerade einmal 1.100 Kunden.

Unklar ist, wie groß der Verlust in den vergangenen drei Jahren ausgefallen ist. Die endgültigen Bilanzen aus den Jahren seit 1997 liegen noch nicht vor. Derzeit liegt der Verlust bei rund 33 Millionen Mark. „Aus den Projekten resultieren aber noch einige Millionen Mark weitere Verluste“, sagte Finanzvorstand Kemmerling. Kritiker vermuten, dass Gelder bei Tochterfirmen versumpft sind. Zu diesen Vorwürfen wollte Kemmerling sich nicht äußern. Das sei eine „interne Angelegenheit“. Mit einer achten Kapitalerhöhung will Unit dringend benötigtes Geld in die Kasse bekommen. Zudem verhandele das Unternehmen mit einer „großen Bank“ über einen Kredit von 47 Millionen Mark, sagte Weber. Das Geld soll für die Fertigstellung von Projekten verwendet werden. MARTIN MURPHY