Verdienstvoll

Betr.: „Unkritisch ein Forum gegeben“, taz hamburg vom 23. 3. 2000

Elke Spanner wirft verdienstvollerweise ein kritisches Licht auf die zum Jahrestag des Beginns des Nato-Balkan-Bombardements hochkochende Debatte über die Rolle der Medien im Kosovo-Krieg. Mir kommt das kalte Kotzen, wenn ich sehe, wie die Claqueure von damals sich Asche aufs Haupt streuen und in der Art des Papstes „Mea Culpa, Mea Culpa“ jammern.

Frau Witt-Barthel als Chefin des DJV-Landesverbandes (Deutscher Journalisten Verband, d. Red.) stünde es gut an, ein Wort über die strukturelle Misere zu verlieren, die hinter dem Versagen steht: dass in den Medien, bis auf wenige Ausnahmen, ein Typ von Journalist gezüchtet wird, der in der Lage ist, jederzeit auf Knopfdruck eine saftige Meinung abzuliefern, allerdings nicht seine eigene – und der in vorauseilendem Gehorsam die Sache so hinbiegt, wie der Chef (oder der Anzeigenkunde) es gern hätte. Wer nicht mitspielt, wird bestenfalls marginalisiert.

Wie heißt es so schön in einem Song der Neville Brothers: „It's freedom of speech as long als you don't say too much.“

Kristian Semmler, Journalist, Mitglied von Pax Christi