Soundcheck

Heute: Zeitblom/Bioplex (mit Visuals von Lillevän Pobjoy). Glaubt man dem englischen Musikkritiker David Toop, haben Musiker schon immer auf ihre Umgebung reagiert. Die nicht verifizierbaren Ursprünge von Musik liegen den meisten Theorien zufolge in meteorologischen oder bioakustischen Geräuschen – und es ist demnach kein Wunder, dass Landschaft, sei es als natürliche oder künstliche, als eine der zentralsten Metaphern von Ambient-Musik fungiert.

Auch der Berliner Künstler Zeitblom scheint das zu wissen – oder muss zumindest J.G. Ballards Vermillion Sands-Stories über psychotrop-akustische Architekturen gelesen haben. Wie sonst hätte er seiner im März erschienenen CD bioplex in delay, was irgendwie nach King Tubby klingt, auch noch den Untertitel invorements £1 für installationen und environments geben können? Das wiederum klingt nämlich wie Luhmann mit Tippfehler. Seine minimalistische „Umgebung der Umgebung“ jedenfalls ist so minimalistisch, dass sie sich nur noch in Mikroeinheiten geringfügiger Modulationen messen lässt: klanglich irgendwo zwischen tibetischen Mönchen auf Valium und dem Surren von Telefonkabeln 6000 Meter unter dem Meeresspiegel.

Dabei ist Zeitblom ein alter Hase in Sachen Avantgarde: Früher spielte er in der Avant-Rock-Formation Sov'etskoe Foto, später in der Knitting Factory mit Fred Frith, John Zorn oder Zeena Parkins. Seitdem beackert das Feld zwischen den Künsten, arbeitet an Performance-Kompositionen, Hörstücken oder tritt – wie auf der net-condition-Austellung im ZMK in Karlsruhe – mit Oval und Scanner per Glasfaser auf. Heute kollaboriert er mit dem schwedischen Videokünstler Lillevän Pobjoy, der u.a. Videos für Ladomat, Bungalow oder Digital Hardcore Recordings gedreht hat. Tobias Nagl

Klub N+K, 22 Uhr