Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle A

Abschiedsblicke USA 1985, R: Bill Sherwood, D: Steve Buscemi, Richard Genoung

„Dreiecksgeschichte um ein seit Jahren zusammenlebendes homosexuelles Paar, das wegen einer Afrikareise des einen vor seiner ersten Trennung steht, und einem Freund, einem AIDS-kranken Rocksänger. Nicht ohne Selbstironie und mit unprätentiösen, teilnehmenden Bildern schildert der Film die letzten Stunden vor dem Abschied, so dass eine differenzierte Darstellung der Beziehung zwischen den drei Männern und zu ihrem Freundeskreis entsteht - ohne Pathos und Exaltiertheit, aber auch etwas unverbindlich.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

Aimée und Jaguar Deutschland 1999, R: Max Färberbock, D;: Maria Schrader, Julianne Köhler, Heike Makatsch

„Deutschland 1943: Die lesbische Jüdin Felice lebt im Untergrund, arbeitet bei einer Zeitung und verführt die vierfache Mutter Lilly Wurst. Die Geschichte ist wahr, Frau Wurst, 86, lebt heute in Berlin. Der Film leidet an Eitelkeit und Pathos, Julianne Köhler aber, Theaterbesuchern ohnehin ein Begriff, ist als sture, treue Musterdeutsche eine Entdeckung.“ (Der Spiegel) City

American Beauty USA 1999, R: Sam Mendes, D. Kevin Spacey, Annette Bening, Thora Birch

„American Beauty“ ist eine Komödie, weil wir über die Absurdität der Probleme des Helden lachen, und eine Tragödie, weil wir uns mit seinem Scheitern identifizieren können. Der Film handelt von einem Mann und seiner Angst, alt zu werden, die Hoffnung auf wahre Liebe zu verlieren, und von denen, die ihn am besten kennen, nicht respektiert zu werden. Lester Burnham wird von seiner Tochter nicht geliebt, von seiner Frau ignoriert und ist an seiner Arbeitsstelle überflüssig. „Ich werde im Laufe dieses Jahres sterben“, erzählt er uns in den beinahe ersten Worten des Films. „Im Grunde bin ich jetzt schon tot.“ Der Film erzählt die Geschichte seiner Rebellion. (Roger Ebert) Atlantis, CinemaxX, CineStar, Schauburg (auch OoU) , Passage (Del), Wall-Kino (Ol)

American Pie USA 1999, R. Paul Weitz, D: Jason Biggs, Tara Reid

„Worum geht es in der High School, wenn gerade mal kein Massenmörder umgeht? Um Sex und den Abschlussball natürlich, in dieser Reihenfolge. Kandidat für die absurdeste Sexszene des Jahres: der Geschlechtsverkehr mit dem Apfelkuchen. Sehr absurd.“ (Der Spiegel) UT-Kino, CinemaxX

Anatomie Deutschland 1999, R: Stefan Ruzowitzky, D: Franka Potente, Benno Fürmann, Anna Loos

„Anatomie klingt zwar ein wenig wie Monotonie, doch Stefan Rutowitzky gelungener Horrorthriller könnte das deutsche Pendant zu dänischen „Nachtwache“ werden: erfolgreicher Horror aus heimischer Herstellung. Paula (Franka Potente) hat den ersehnten Medizinstudienplatz in Heidelberg bekommen; hier will sie studieren und sich von nichts ablenken lassen. Ihre mannstolle Zimmergenossin Gretchen (Anna Loos) hat da ganz andere Ideen – bis in der „Anatomie“ Leichen auftauchen, die da nicht hingehören. Makaberer Nebeneffekt: der Ausspruch „Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren“ könnte einen völlig neuen Sinn bekommen. (TV-Spielfilm) CineStar, UT-Kino

An deiner Seite USA 1999, R: Rob Reiner, D: Bruce Willis, Michelle Pfeiffer

„Nach 15 Ehejahren denkt ein Paar an Scheidung und sieht eine günstige Gelegenheit dafür gekommen, als die Kinder im Sommercampurlaub sind. Konventionelle Komödie, die den Konflikt dialogreich vorträgt und ihn letzlich zerredet. Ein flügellahmes Vehikel für die Stars, das die Intelligenz der Zuschauer unterschätzt.“ (film-dienst) CinemaxX, CineStar, UT-Kino, Passage (Del), Ziegelhof-Kino (Ol)

An jedem verdammten Sonntag USA 1999, R: Oliver Stone, D: Al Pacino, Jamie Foxx, Cameron Diaz

„Eine altbewährte Sport-Story über American Football. Al Pacino befindet sich als Trainer ebenso wie sein gefeierter Quarterback kurz vor dem Aus. Ihre Gegenspieler sind ein aufsteigender junger Footballstar und eine geldgierige Clubbesitzerin. Intrigen und Grabenkämpfe außerhalb des Stadions und brutale Schlachtgemälde auf dem Rasen bestimmen den Spielrythmus. Leider greift Oliver Stone in der zweiten Halbzeit immer mehr zum taktischem Mittel der Moralpredigt.“(tip) CinemaxX, CineStar, Ufa-Palast

Anna und der König USA 1999 R: Andy Tennat, D: Jodie Foster, Chow an Fat

„Kein naturalistischer Ballast trübt in diesem Kostümfilm den Blick auf das exotische siamesische Reich um 1860. Die junge, selbstbewußte Lehrerin Anna aus England ist vom König eingeladen, seine Kinder zu unterrichten. Mit dem Wissen kommt auch aufklärerisches Gedankengut hinter die Palastmauern. Doch der in der Geschichte vorgegebene Konflikt plätschert nur vor sich hin.Vorgeführt wird einem die Pracht nicht mit angeberischer Haltung, sondern in vornehmer Zurückhaltung. Gediegen eben. Auch die Geschichte gibt sich nicht viel anders, das hat dann ein wenig Langeweile zur Folge. (tip) UT-Kino

Die Asche meiner Mutter USA/Großbritannien 1999 R: Allen Parker, D: Emily Watson, Robert Carlyle

Es war wohl die literarische Sensation der letzten Jahre. Der aus Irland stammende Amerikaner Frank McCourt veröffentlichte 1996 seine Kindheitserinnerungen. In „Angelas Ashes“ erzählt er fast ausschließlich davon, wie nass, hungrig und kränkelnd er und seine Geschwister im irischen Limerick aufwuchsen. Das Buch wurde inzwischen in 25 Sprachen übersetzt (ins Deutsche vom begnadeten Harry Rowohlt) und über sechs Millionen Mal verkauft. Natürlich werden nun bei der Verfilmung viele Liebhaber des Buches die Nase rümpfen: weil so vieles fehlt, weil das Drehbuch die besten Szenen und Sprüche aneinandereiht, weil sie es sich ganz anders vorgestellt haben. So ist das immer bei Literaturverfilmungen. Doch die guten unterschieden sich von den gescheiteren dadurch, dass sie die Grundstimmung der Vorlage treffen, was Allen Parker brilliant gelungen ist. Es war schon beim Roman ein kleines Wunder, wie McCourt es fertigbrachte, so präziese, bewegend und nicht beschönigend vom alltäglichen Elend zu erzählen, ohne in eine depremierende Sozialreportage abzugleiten. In Parkers Film herrscht die gleiche Mischung aus herzzerreißendem Elend und einem Galgenhumor, der die dramatische Wirkung nicht etwa abschwächt, sondern ihr den entscheidenden Impuls gibt. Parker zeigt das Irland der 30er und 40er Jahre fast durchgängig in verwaschenen Grün-, Blau- und Brauntönen, die alles in eine düster-schwere Atmosphäre tauchen. Bei ihm dringt einem der ewige Regen wirklich in die Knochen. Die ist wohl der feuchteste Film in der Geschichte des Kinos. (hip) Filmstudio, Casablanca (Ol)

Asterix und Obelix gegen Caesar Frankreich/Deutschland 1998, R: Claude de Zidi, D: Gérad Depardieu, Christina Clavier, Gottfried John

„Als von den Trickfilmen gebrannter Fan wird man angenehm überrascht. Ausstattung und Kostüme sind den Heftchen liebevoll nachempfunden, die Darsteller brauchen sich hinter den Kollegen von der „Familie Feuerstein“ nicht zu verstecken. Auch fliegen die Legionäre nach Ohrfeigen und Kinnhaken ungefähr so durch die Luft, wie man sich das bei den Comics immer ausgemalt hatte.“ (Zitty) Kino 46

B

The Beach USA 2000 R: Danny Boyle; D: Tilda Swinton, Leonardo DiCaprio

„Zwischen 'Apocalyse now' und 'Lord of the Flies' pendelnd, funktioniert 'The Beach' letztlich wie eine negative Utopie, die den weiten Wg von der Illusion der Freiheit bis zur Mordlust und zum Untergang geht, als er dem Menschen innewohnende Agressions- und Zerstörungstrieb zuletzt nur noch zur Selbst- und Besitzverteidigung eingesetzt wird – im Grunde zur Verteidigung einer längst gescheiterten Idee. Die dahinter aufscheinende Parabel vom Ende der Idiologien, das hier exemplarisch an einer Hippie-Gemeinde mit totalitären Zielen durchgespielt wird, löst der allzu populär gemachte Film allerdings nicht ein. Die verführerischen Postkartenbilder, die vor allem Star Leonardo DiCaprio ins rechte Bild rücken, im Guten wie im Bösen, glätten Blut und Tränen und zeigen trotz ihrer Opulenz letztlich nur die „schöne neue Welt“, die heute so leicht mit der Wirklichkeit verwechselt wird.“ (epd-Film) CineStar, CinemaxX, UT-Kino, Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast

Big Daddy USA 1999, R: Dennis Dugan, D: Adam Sandler, Koey Laren Adams

„Ein 32-jähriger Kindskopf mit Geld und ohne Abitionen adoptiert einen fünfjährigen Bettnässer, um einen Spielkameraden zu haben. Gemeinsam pinkeln sie auf die Straßen und genießen Junk-food. Mäßig komische Komödie, die Toleranzen und Familienbewußtsein propagiert.“ (tip) City

Bowfingers große Nummer USA 199, R: Frank Oz, D: Steve Msrtin, Edie Murphy

„Nicht Ed Wood, sondern Bowfinger heißt der so enthusiastische wie unbegabte Filmemacher, den Steve Martin sich ersonnen hat und unter der Regie von Frank Oz auch verkörpert. Um ein läppisches Science-Fiction-Script zum Kino-Hit zu machen, missbraucht er den paranoiden Action Star Kid (Eddie Murphy) als ahnunglosen Hauptdarsteller, indem er ihn vor verstecker Kamera mit den anderen Figuren interagieren läßt: Für Kid wird die Erfahrung zum Alptraum; für seinen debilen Doppelgänger (auch Murphy) und das Möchtegern-Starlet Daisy (Heather Graham) zur großen Chance. Teils krude, teils raffinierte Satire über Nöte und Träume in und um Hollywood, glänzend gespielt und inszeniert.“ (Neue Zürcher Zeitung) City

Boys Don't Cry USA 1999, R: Kimberley Peirce, D: Hilary Swank, Cloe Sevigny

„Zwei der besten schauspielerischen Leistungen des Jahres, von der (oscarprämierten) Hilary Swank und Cloe Sevigny, in der Geschichte eines Mädchens namens Teena Brandon, das sich selber in einen Jungen namens Brandon Teena verwandelte. Keine hippe Wanderung entlang der Geschlechtergrenze, sondern die Kleinstadtgeschichte eines Mädchens (Swank), das sich ihrer Natur gemäß verhielt, die sie selber nur sehr dunkel verstand, und eines anderen Mädchens (Sevigny), das vielleicht mit der Zeit den Verdacht entwickelte, dass da etwas an Brandon nicht ganz stimmte, ihn den gewalttätigen und dumpfen Grobianen des Ortes eindeutig vorzog. Kimberley Peirce's Film hilft uns die Motive hinter der Verfolgung und Ermordung von Schwulen zu verstehen. Verbrechen, die sich aus Ignoranz und geringem Selbstvertrauen speisen, und die oft durch Drogen und Alkokol noch ausgelöst werden.“ (Roger Ebert) Cinema

Buena Vista Social Club USA 1998, R: Wim Wenders, D: Ry Cooder and the Buena Vista Social Club

Ganz zufällig brauchte Ry Cooder vor einigen Jahren in Havanna ein paar kubanische Musiker für eine Plattenaufnahme, entdeckte die alten Hasen, holte sie aus dem Ruhestand zurück, nahm die Platte „Buena Vista Social Club“ mit ihnen auf, und diese wurde überraschend ein großer internationaler Erfolg. (hip) Atlantis

C

Caspar David Friedrich Deutschland 1986, D: Peter Schamoni, D: Helmut Griem, Sabine Sinjen, Otto Sander

„Mit großer Sorgfalt ist Schamoni ans Werk gegangen. So ist dies ein Film geworden, der für alle interessant ist, die sich der Arbeit des Künstlers nähern wollen. Kinogängern, die dieses Bildungsinteresse nicht automatisch mitbringen, wird allerdings die saubere Ordentlichkeit des Filmstils, dem die didaktische Absicht durch alle Knopflöchern des Kostüms lugt, auf die Nerven gehen. Hölzern müssen die Schauspieler in die Kamera sprechen, sich aufs aufdringlichste an den Zuschauer wenden. Die Schulfunkdramaturgie droht das sinnliche Vergnügen an der Kunst des Malers zu ersticken. Die überlebt nur dank der eigenen Stärke.“ (Süddeutsche Zeitung) Cimema

Der Chill Faktor USA 1999, R: Hugh Johnson, D: Skeet Ulrich, Cuba Gooding jr.

„Erstaunlich, dass solche Filme noch gedreht werden und sogar ins Kino kommen. Dieser uninspirierte, vorhersehbare und langweilige Actionquark gehört in die hinterste Ecke jeder Videothek. Überflüssig!“ (TV-Spielfilm) CineStar

Cookies Fortune USA 1999, R: Robert Altman, D: Glen Close, Julianne Moore, Liv Taylor

„Dies ist Robert Altmans sonnigster Film, eine warmherzige Komödie, in der es irgendwie gelingt, vom Tod und einer Mördersuche zu erzählen, und dabei ohne einen wirklichen Schurken auszukommen. Der Film spielt in dem kleinen Südstaaten-Örtchen Holly Springs, wo Altman eine große Besetzung von liebenswerten Charakteren versammelt.“ (Roger Ebert) City

D

Down by Law USA 1996, R: Jim Jarmusch, D: Tom Waits, John Lurie, Roberto Benigni

„In einer Gefängniszelle werden ein desillusionierter Discjockey, und ein großspuriger Zuhälter zu einer Notgemeinschaft gezwungen, die erst durch die Vermittlung eines warmherzigen italienischen Mitgefangenen erträglich wird. Auf der gemeinsamen Flucht durch die Sümpfe Louisianas lernen sich die drei gegenseitig schätzen und achten. Eine ironische Komödie, die in märchenhafter Form von den Bemühungen um Menschlichkeit in einer desolaten Umwelt berichtet. Hervorragend inszeniert und fotografiert, von glänzenden Darstellern getragen.“ (Lexikon des internationalen Films) Schauburg, Filmstudio

E

Erleuchtung garantiert Deutschland 1999, R: Doris Dörrie, D: Uwe Ochsenknecht, Gustav-Peter Wöhler

„Zwei Brüder auf der Suche nach dem inneren Frieden in einem Zen-Kloster in Japan. Doris Dörries auf Digitalvideo gedrehte Komödie wäre im Fernsehen ein Hit. Aber ob man dafür unbedingt ins Kino muss? Die Optik zerrt an den (Seh)Nerven. Lustig ist's dennoch.“ (TV-Spielfilm) City

F

Fight Club USA 1999, R: David Fincher, D: Brad Pitt, Edward Norton

„Immer feste druff: Ein paar Jungs organisieren Prügeleien, um sich selbst wieder zu spüren. Das ist schick fotografiert, Brad Pitt macht mit nacktem Oberkörper eine hervorragende Figur. Der Film hat Kraft, eine morbide Stimmung und eine Idee. Doch Regisseur David Fincher (“Seven“) haut dem Publikum seine kunstgewerblichen Bilder um die Ohren und verstrickt sich in überflüssigen Handlungsfäden. Die wichtigste Regel bei Faustkämpfen hat er nicht kapiert – wissen, wann man aufhören muss.“ (Spiegel) City,

G

Gottes Werk & Teufels Beitrag USA 1999, R: Lasse Hallström, D: Toby Maguire, Michael Caine

„Die bisher beste Leinwand-Adaption von John Irving liefert der Autor selbst. Dreizehn Jahre arbeitete der Schriftsteller am Drehbuch und fand in Lasso Hallström den idealen Mitstreiter in seiner von warmherziger Lebensklugheit getragenen Geschichte. Der schwedische Regisseur konzentrierte seine unaufdringliche Inszenierung auf die Charaktere. Geschickt verdichtete er die besonders in Amerika hochkontrovers diskutierte Abtreibungsfrage in der Figur des ebenso gütigen wie pragmatischen Dr. Larch. Dieses klassische Epos ist wohl deshalb so gelungen, weil es seine Figuren vielschichtig und mitfühlend zeichnet und ihnen das Recht des Scheiterns zugesteht. Womit es ganz nach dran ist am wirklichen Leben. (Bremer) Schauburg, Cinemax, Cinestar, Casablanca (Ol), Passage (Del), Apollo (Whv)

The Green Mile USA 1999, R: Frank Darabont, D: Tom Hanks, Michael Clarke Duncan

„Zum dritten Mal nacheinander verfilmt Frank Darabont einen Stoff von Stephen King. So imposant, wie ihm „Verurteilten“ gelang, ging „The Green Mile“ daneben. Drei Stunden lang poliert er die Heiligenscheine seiner Helden: ein Schwarzer (Michael Clarke Duncan) mit übernatürlichen Kräften, der 1935 in des Todestrakt eines Südstaaten-Gefängnisses eingeliefert wird, und sein Wärter (Tom Hanks), dessen Gewissen die Hinrichtung des verkannten Messias nicht verkraftet. Ein Kindergottesdienst mit penetrant hohem Ton.“ (Der Spiegel) CinemaxX, CineStar, Lichtspielhaus

H

Harte Jungs Deutschland 1999, R: Marc Rothemund, D: Tobias Schenke, Mina Tander, Sissi Perlinger

„Ein Teenie entdeckt den Sex: „Ab heute sind wir zu zweit“, meldet sich da eines Morgens sein bestes Stück. Ein sprechender Schwanz, wie originell. Gab's nicht schon Doris Dörries „Ich und Er“? Doch nicht nur die Grundidee ist alt, die gesamte Machart dieser Klamauk-Komödie erinnert mit ihren dümmlichen Zoten an die Filme eines Mike Krüger. Vom seichten Schwulenwitzchen bis zum Furz-Humor wird nichts ausgespart. Ein Trost immerhin bleibt: Eine schlechtere deutsche Komödie wird's in diesem Jahr kaum geben.“ (Bremer) CinmaxX, CineStar, UFA-Palast, Passage (Del)

Hurricane USA 1999, R: Norman Jewison, D: Denzel Washington, Deborah Unger

„1967 als Mörder verurteilt, verbringt der Boxer Rubin „Hurricane“ Carter viele Jahre mit dem Versuch, seine Unschuld zu beweisen und wird dabei immer hoffnungsloser, bis er einen amerikanischen Teenager, der in Kanada lebt, zum Freund gewinnt. In dieser tief bewegenden Filmbiographie, die auf einem in den USA berühmten Fall beruht, scheinen einige Figuren, die sich zu Hurricanes Verteidigung zusammenfinden, wie Heilige, und andere, die gegen ihn sind, wie Dämonen. Aber die Erzählung - eine komplexe Konstruktion aus Rückblenden und Wechseln der Perspektive, die zum Teil Erweckungsgeschichte, Gerichtsdrama, Charakterstudie und Enthüllungsbericht ist, macht nie den Anschein, als würde Geschichte zu sehr vereinfacht.“ (The Chicago Reader) City

J

Jean La Pucelle Frankreich 1993, R: Jaques Rivette, D: Sandrine Bonnaire, Andre Marcon / Originalfassung mit Untertiteln

Rivette ist ein erstaunliches filmisches Portrait der Jungfrau von Orleans gelungen, das all den Bildungballast, den Schiller und sogar den Dreyer vergessen läßt. Rivette macht gerne extrem lange Filme und bei den beiden Teilen seines neuen Werkes mit 160 und 176 Minuten erwartet man unwillkürlich schwere Kost. Aber „Jeanne La Pucelle“ ist erstaunlich leicht und unangestrengt. Nach etwa einer Stunde hat man sich an den Erzählfluss des Films gewöhnt und weil Rivette uns teilhaben läßt an seiner Faszination von dieser rätselhaften Frau, wird der Film immer interessanter und spannender, obwohl oder gerade weil Rivette auf alle dramaturgischen Tricks verzichtet. Wirklich lebendig wird der Film aber erst durch Sandrine Bonnaire. Ihre Jeanne hat nichts Heldenhaftes an sich. Während einer Inquisition lässt sie etwa burschikos die Beine baumeln, aber dann sind da diese Momente, in denen sie plötzlich zu erstrahlen scheint, und man beginnt zu ahnen, wie dieses Mädchen Frankreich retten konnte. (hip) Kino 46

Jenseits der Rosen Bremen 1999, R: Axel Meese, D: Costes

Worum es geht ist schwer zu sagen. In einer Rahmenhandlung unterhält sich ein Alien am Strand von Dangast mit einer schicken jungen Dame über eine alles umfassende Weltverschwörung. Beide trinken dazu Cocktails. Der Rest des Films ist in Gesänge mit Titeln wie „Opium“ oder „Virus“ eingeteilt, in denen zwei böse Männer Menschen herumschupsen, dabei Dantes „Göttliche Komödie“ zitieren und versuchen, Becksbierflaschen in alle möglichen Körperöffnungen ihrer Opfer einzuführen. Bei der Premiere in der Schauburg gab es ein paar (so vom Regisseur nicht intendierte) Lacher, doch als normale(r) ZuschauerIn war man kurz fasziniert, dann ratlos und schließlich genervt. Aber für irgendein Publikum hat Meese sein kryptisches Werk eh nicht gemacht. Höchstens für die Aliens vom Dangaster Strand. (hip) Kino 46

K

Käpt'n Blaubär Deutschland 1999; R: Harry Freitag

„Sein Name ist Blaubär, Käpt'n Blaubär, und wenn er aufbricht, um die Welt (und seine Enkel, die drei vorlauten Bärchen) vor dem Schurken Dr. Feinfinger zu retten, braucht er keinen italienischen Anzug und keinen Martini. In dem Zeichentrickfilm, der – nach der Fernsehserie und dem Buchbestseller – neues Seemannsgarn um den wasserfesten Abenteurer spinnt, verschlägt es den Käpt'n (herzerwärmend gebrummelt von Wolfgang Völz) ins kapitalistische Meer, in dem unter anderem die Immobilienhaie lauern.“ CinemaxX, CineStar

Knocked Out USA 1999, R: Ron Shelton, D: Woody Harrelson, Antonio Banderas

„Wenn es in Ron Sheltons neuer Sportkomödie eine Botschaft gibt, dann diese: Richtige Männerfreundschaften halten schon mal eine Rauferei aus - selbst wenn sich die Freunde dabei zu Brei schlagen. Wer unbedingt will, kann auch die müde „Boxen ist ein zynisches Geschäft“-Botschaft hineinlesen. Ein Fliegengewicht unter den Boxfilmen: Trotz Top-Besetzung und einiger Dialogtreffer kommt die Satire kaum über die Runden.“ (TV-Spielfilm) CineStar

L

Lang lebe Ned Devine Großbritannien 1998, R: Kirk Jones, D: Ian Bannen, David Kelly

„In einem kleinen Dorf im Süden Irlands stirbt Ned Devine, der Gewinner des großen Lottojackpots, vor Schreck an einem Herzschlag. Doch ist das ein Grund, dass er seinen Gewinn nicht bekommt? Seine Nachbarn fassen den Plan, dem von der Lottogesellschaft entsandten Prüfer einen Gewinner namens Ned Devine zu präsentieren. „Waking Ned Devine“ ist einer dieser raren Filme, bei dem einem endlich wieder bewußt wird, wie schön und herzerfrischend Kino sein kann.“ (TV-Spielfilm) City

M

Marlene Deutschland 1999, R: Joseph Vilsmaier, D. Katja Flint, Heino Ferch, Herbert Knaup

Man kann wohl ohne digitale Tricks kaum eine perfektere Kopie von Marlene zusammenbasteln als es Vilsmaier hier mit Katja Flint gemacht hat, aber das Ganze ist natürlich von vorne herein eine Schnapsidee, denn Schönheit kann man nicht kopieren. Und da bei Marlene Dietrich der Blick erotischer war als die Beine, kann Frau Flint noch soviel Strumpfband zeigen – niemand glaubt ihr die Marlene auch nur für eine Einstellung. Bei den „Comedian Harmonists“ ist Vilsmaier dieser Art von Geschichtsbebilderung ja noch einigermaßen gelungen, aber mit Marlene Dietrich hat er sich böse verhoben, denn anders als bei dem kleinen grünen Kaktus hat ja jeder das Original genau vor Augen. Ganz und gar dämlich wird diese protzige Großproduktion aber dadurch, dass Vilsmaier die ja nicht gerade langweilige Lebensgeschichte der Dietrich nicht reichte, sodass er zu Sternberg, Hollywood und Truppenbetreuung auch noch eine kitschige Liebesgeschichte dazuerfinden musste. Im Film ist nun ein deutscher Junker die Liebe ihres Lebens, der alle zwanzig Minuten wieder im Film auftaucht, damit alles auch schön traurig ist. Zuerst ist er der freche Offizier in Reithosen, zuletzt natürlich Widerstandskämpfer, und für diese durch und durch synthetische Romanze läßt Vilsmaier Billy Wilder, Orson Welles, Hitchcock und ihre tatsächliche große Liebe Jean Gabin einfach weg. Marlene Dietrichs Lebensgeschichte auf dem Niveau eines Lore-Romans. (hip) Atlantis, CinemaxX, CineStar, Filmstudiot, Ziegelhof-Kino (Ol)

Men in Black / Wild Wild West USA 1997/99, R: Barry Sonnenfeld, D: Will Smith

Treffer und Pleite des Gespanns Sonnenfeld/Smith sind hier nacheinanderweg zu sehen. Die Stärken von MiB sind auf unerklärliche Weise in WWW zu peinlichem Größenwahn verkommen. Man kann nur vermuten, dass die beiden durch den großen Erfolg des ersten Films dachten, bei zweiten können sie gar nichts mehr falsch machen. (hip) CineStar

The Million Dollar Hotel Deutschland 2000, R: Wim Wenders, D: Mel Gibson, Milla Jovovoc, Jeremy Davis

„Das Million Dollar Hotel in Los Angeles ist Zuflucht für Außenseiter aller Art. Als der Junkie Izzi vom Hoteldach fällt, nimmt das FBI die Ermittlungen auf. Im Mittelpunkt steht allerdings die Liebesgeschichte zwischen Tom und Elois, die im größten Elend ihr Glück finden und dabei selbst den knochenharten FBI-Mann Skinner erweichen. Kein realistischer Film, sondern ein Märchen mit ausladenden Cinemascope-Bildern, getaucht in sanfte, weiche Farben. Auf der einen Seite Armut und Gosse, auf der anderen elegische Bilder, und als Scharnier eine zärtliche Liebesgeschichte – eine Mischung, die mit zunehmender Dauer des Films ins romantische Elend führt.“ (tip) Filmstudio

Mit Haut und Haar Deutschland 1999, R: Martina Döcker, Crecentia Dünsser

„Sechs Frauen zwischen 74 und 96 Jahren mit ganz unterschiedlichen Lebensläufen wurden für diesen Dokumentrarfilm buchstäblich „Mit Haut und Haar“ interviewt. Während die Kamera sich nah an die zarte Schrumpel-Oberfläche ihrer Körper heranwagt, erzählen die alten Damen von ihren unauslöschlichen Kindheits- und Jugenderinnerungen. Ein interessantes Spannungsverhältnis zwischen Vergänglichkeit und Ewigkeit gelingt diesem Film, und das trotz seiner etwas penetrant daherkommenden Behutsamkeit.“ (tip) Kino 46

N

Natural Born Killers USA 1994, R: Oliver Stone, D: Woody Harrelson, Juliette Lewis

Die Medienschelte ist in „Natural Born Killers“ nur ein dünnes Deckmäntelchen, und Stone präsentiert die Gewalt mindestens ebenso knallig, bunt und unterhaltsam wie die Fernsehsender, die zu kritisieren er vorgibt. Die bösen Buben Hollywoods von Peckinpah bis Tarantino sind bisher immer ehrlich für ihre merkwürdigen Vorlieben eingestanden, aber der heuchlerische Zyniker Stone beweist mit diesem Film nur, dass er ein talentiertes Arschloch ist. (hip) City

Die neun Pforten Frankreich/Spanien 1999, R: Roman Polanski, D: Johnny Deep, Lena Olin, Franz Langella

„Zu Satan und seiner Brut pflegte wohl kein anderer Regisseur so intime Beziehungen wie Roman Polanski („Rosemaries Baby“). Sein neuer Gruselfilm jedoch wirkt, als habe ihm Belzebub höchstpersönlich ins Handwerk gepfuscht. Da antiquarische Lederscharten auf der Leinwand ungefähr so bedrohlich wirken wie altbackenes Schwarzbrot, puscht Polanski die einfältige Bücherdedektiv-Story mit den ältesten Tricks seines Gewerbes auf und veranstaltet gegen Ende einen so erbärmlichen Budenzauber, dass es den Zuschauern nicht nur vor dem Teufel graust. (Der Spiegel) City, Passage (Del)

O

Der Onkel vom Mars USA 1999, R: Donald Petrie, D: Jeff Daniels, Christopher Lloyd

„Slapstick um einen notgelandeten Marsbewohner, der das Liebesleben eines Reporters in die richtigen Bahnen lenkt. Der Film huldigt zweifach einer schlechten Tradition: aus Sixties-Kultserien missratene Kinofilme machen und in die Handlung ohne dramaturgische Notwendigkeit (gelungenen) Spezialeffekte einzubauen.“ (tip) Filmstudio

Otto – Der Katastrophenfilm Deutschland 2000, R: Edzard Onneken, D: Otto Waalkes, Eva Hassmann

„In seinem fünften Kinofilm erzählt Otto die Geschichte eines Ostfriesen, der mit dem Ozeandampfer nach New York aufbricht. Die Lebensgeschichte, die mit einer Parodie auf die Geburt Jesu' beginnt, ist weitgehend als Zitatensammlung aus Filmen und Filmgenres angelegt, die sich in dürftigen Späßen erschöpft, die von einem bombastischen Dekor und einer opulenten Kamera noch zusätzlich verkleinert werden. Ohne präzises Zeitgefühl für die Wirksamkeit der wenigen originären Gags versandet der Film in völliger Belang- und Humorlosigkeit.“ (film-dienst) CinemaxX, CineStar, UFA-Palast, UT-Kino, Lichtspielhaus (Del), Wall-Kino (Ol)

S

Schloss Vogelöd Deutschland 1921, R: F.W. Murnau, D: Arnold Korff, Olga Tschechowa / Stummfilm mit Klavierbegleitung

Dieser selten gezeigte Stummfilm von Murnau kann als eine Vorstudie zu „Nosferatu“ angesehen werden. Zwei Brüder bringen einen dritten im Ausland lebenden Bruder um sein Erbe. Als dieser Totgeglaubte plötzlich im Schloss der Adelsfamile auftaucht, entspinnt sich ein spannendes Drama. (hip) Kino 46

Schnee, der auf Zedern fällt USA 1999, R: Scott Hicks, D: Ethan Hawke, Youki Kudoh, Max von Sydow

„Halbgare Literaturverfilmung, die einmal mehr versucht, dem Politischen mit dem banalen Privaten beizukommen, d.h. hier mit der Geschichte von Ishmael und Hatsiue, die durch die Weltläufe tragisch entzweit werden. Zudem mühen sich alle Beteiligten erfolgreich, mit verworrenen Erzählstrategien und einer ebensolchen Inszenierung den Zuschauer über lange Zeit im Unklaren zu lassen, wovon der Film überhaupt handelt.“ (tip) Gondel, CineStar, Ziegelhof-Kino (Ol)

Shakespeare in Love USA 1998, R: John Madden, D: Joseph Fiennes, Gwyneth Paltrow, Geoffrey Rush

Von der historischen Person Shakespeare wissen wir so gut wie nichts. Für seriöse Biografen ist dies natürlich fatal, aber wenn man eine wilde und komische Geschichte aus dem Leben des jungen „Will“ Shakespeare schreiben will, sind das ideale Grundvoraussetzungen. Die britischen Autoren Marc Norman und Tom Stoppard sahen sich einfach die Stücke an, die von Shakespeare geschrieben wurden und fragten sich: Wie ist er wohl auf diese Idee gekommen? So erlebt er natürlich eine Liebesgeschichte, die unglücklich endet, und aus der er „Romeo und Julia“ zimmert. Norman und Stoppard sind in ihrer Konstruktion so konsequent, inspiriert und witzig, dass man schnell mitgerissen wird.“ (hip) City

The Sixth Sence USA 1999, R: M. Night Shamalan, D: Bruce Willis, Toni Colette

„Ein subtiler Horrorfilm ohne Blut und Schleim oder rausgepoppte Augäpfel. Stattdessen so leise und unspektakulär, dass man gar nicht merkt, wie Furcht und Beklemmung von einem Besitz ergreifen: Der Kinderpsychologe Dr. Malcom Crowe nimmt sich des verstörten achtjährigen Cole Sears an. Der Junge hat Angst, will sich aber niemandem anvertrauen. Doch der Arzt gibt nicht auf, und schließlich offenbahrt Cole ihm sein Geheimnis, Er kann Tote sehen“ (tip) Ufa-Palast, Casablanca (Ol)

Sleepy Hollow USA 1999, R: Tim Burton, D: Jonny Deep, Christina Ricci, Miranda Richardson

„Police Constable Ichabod Crane ist seiner Zeit weit voraus, glaubt an Logik und Indizienbeweise, während allerortens noch Aberglaube herrscht. Doch als er 1799 eine Mordserie in einem verwunschenen Provinzkaff aufklären soll, muss auch er die Existenz von Gespenstern anerkennen. Der exentrische Tim Burton hat sich diesmal der kanpp 200 Jahre alten, schaurig-schönen Geschichte vom kopflosen Reiter angenommen, der seine Opfer mit einem Säbelschlag enthauptet, und zu einem märchenhaften Kapitel intelligenten Gothic-Grusels verarbeitet.“(tip) CinemaxX, CineStar, Ufa-Palast, UT-Kino, Gloria (Del)

Sonnenallee Deutschland 1999, R: Leander Haußmann, D: Alexander Scheer, Katharina Thalbach, Detlev Buck

„Die Mauer steht wieder! Die speziellen Nöte und Freuden der DDR-Teenagergeneration der 70er Jahre zeichet Theatermacher Leander Haußmann sarkastisch und vor allem urkomisch nach. Leicht wird er es mit seinem scharfsinnigen, liebevoll ausgestatteten Kinodebüt nicht haben, schreckt er doch auch vor Slapstick und kleinen Plattheiten nicht zurück. Thema und der Autor der Romanvorlage Thomas Bussig liegen eindeutig im Trend: „Helden wie wir“, Bussigs anderer Ost-Roman, ist auch bereits verfilmt.“ (TV-Spielfilm) City, Casablanca (Ol)

South Park USA 1999 R: Trey Parker

„Ein Zeichentrick-Denkmal für Amerikas Anal-Fixierungen: In „South Park“ dem Film zur TV-Serie, sind die Witze so schlecht, dass es zum Krieg zwischen den USA und Kanada kommt. Matt Stone, der das Sub-Genre der Flatulenz-Film neu erfindet, über sein Opus: Wie „Spartacus“ – außer, dass mehr gefurzt wird.“ (Der Spiegel) City

Spiel mir das Lied vom Tod Italien 1968, R: Sergio Leone, D: Charles Bronson, Henry Fonda, Claudia Cardinale

„Ein namenloser Mundharmonikaspieler greift in die Auseinandersetzung zwischen dem skrupellosen Chef einer Eisenbahngesellschaft und einer irischen Einwandererfamilie ein und rächt sich für den lange zurückliegenden Mord an seinem Vater. Sergio Leones barocke Pferdeoper ist Resümee, Höhepunkt und Apotheose des Italowesterns, wobei klassische Genrevorbilder einer eigenwilligen Neuinterpretation unterzogen werden. In Dramatugie, Montage, Ausstattung und musikalischer Untermalung ein Musterbeispiel perfekter Kinounterhaltung auf hohem gestalterischen Niveau.“ (Lexikon des internationalen Films) City

Star Wars – Episode 1 – Die dunkle Bedrohung USA 1999, R: George Lucas, Liam Neeson, Ewan McGregor

„Ich würde ihn die Enttäuschung des Jahrzehnts nennen, wenn ich nicht, mit vielen anderen, schon die schleichende Befürchtung hatte, dass es so enden würde. Was ist es? Mist. Sagt es laut: Mist! Und wird es die magischen Zig-Millionen Dollars einfahren? Jede Wette!“ (The New Yorker) City

Sweet and Lowdown USA 1999, R: Woody Allen, D: Sean Penn, Uma Thurman, Samantha Morton

Emmet Ray ist ein unaustehlicher Rüpel. Er schickt Frauen auf den Strich, säuft sich regelmäßig halbtot, beklaut seine besten Freunde und seine Lieblingsbeschäftigung besteht darin, auf Müllhalden Ratten zu erschießen. Aber sobald er eine Gitarre in die Hand nimmt, wird er zum Engel. Da entspannt sich sein Gesicht, der Blick wird wärmer und er spielt einen wunderschönen, glasklaren, ans Herz gehenden Jazz, wie ihn in den 30er Jahren Django Reinhardt entwickelte und zur Perfektion brachte. Den begnadeten Jazzmusiker Emmet Ray, der zugleich „süß und gemein“ war, hat es natürlich nie gegeben. Nach „Zelig“ und „Broadway Danny Rose“ ist er die dritte fiktive Figur der Zeitgeschichte, die Woody Allen versucht, uns mit großer filmischer Finesse als real zu präsentieren. Während die Konstruktion des Films so eine Weiterentwicklung von Allen gefälschtem Dokumentrarfilm „Zelig“ ist, erinnert die Stimmung eindeutig an „Radio Days“. Hier wie dort entpuppt sich Allen als hemmungslos nostalgisch. Dieser Film ist im Grunde eine einzige große Liebeserklärung an den Jazz. Allen hat dafür das Amerika der 30er Jahre, wie wir es etwa aus den Bildern von Edward Hopper kennen, sehr detailiert und atmosphärisch nachempfungen. “Sweet and Lowdown“ ist natürlich wieder sehr witzig, aber Allens Humor ist hier viel wärmer und hat nichts von dem Zynismus seiner letzten beiden Film „Harry außer sich“ und „Celebrity“. (hip) Schauburg

T

Tarzan USA 1999, R: Kevin Lima, Chris Buck

„Nie sah man den Herrn des Dschungels so elegant durch die Baumwipfel gleiten; eine neue 3-D-Technik macht die Bilder eindrucksvoll plastisch. Zum Glück verzichten die Tiere weitgehend aufs Singen. Nur der Disney-typische Appell an Toleranz und Menschlichkeit nervt. Im Dschungel herrschen andere Gesetze.“ (Der Spiegel) City

Der talentierte Mr. Ripley USA 1999, R: Anthony Minghella, D: Matt Damon, Gwyneth Paltrow, Jude Law

„Solch einen intelligenten und stilsicheren Thriller werden Sie in diesem Jahr wohl kaum nochmal zu sehen bekommen. Matt Damon spielt einen armen Jungen, der mit dem Studenten einer Eliteuniversität verwechselt wird, und eine Reise nach Europa angeboten bekommt, um einen Playboy, den er angeblich von Princeton kennt, zurück nach hause zu bringen. Jude Law ist dieser Ausreißer und Gwyneth Paltrow seine Freundin. Schnell wechselt Damon's Ripley seine erste geborgte Identität für eine andere – die es Playboys. Der Film basiert auf Patricia Highsmiths Geschichte, die eine Reihe von Romanen mit dem Helden Ripley auslöste: einem Mann, der heillos böse ist, aber zugleich auch charmant und intelligent. Und er weiß um den Preis, den er für seinen amoralischen Lebensstil zahlt.“ (Roger Ebert) CinemaxX, Casablanca (Ol)

Tee mit Mussolini Italien/Großbritannien 1999, R: Franco Zeffirelli, D: Cher, Judi Dench, Lili Tomlin

„Cher, Maggie Smith, Judi Dench, Joan Plowright und Lili Tomlin in einem Film zusammen? Cher und Maggie spielen miteinander eine tränenreiche dramatische Szene? „Tee mit Mussolini“ verwirklichst diesen unmöglich scheinenden Traum für Kinogänger. Aber leider ist der Film auch ein zäher Mischmasch, weil Franco Zeffirelli ungeschickt versucht, zuviel in zu wenig Zeit zu erzählen. Der Film spielt im Italien der Zeit, als Mussolini langsam an Macht gewann, und basiert auf der Autobiographie des Regisseurs.“ (HBO-Film-Reviews) City

Toy Story II USA 1999 R: John Lasseter

„Dies ist eine Seltenheit: eine Fortsetzung, die besser als das Original ist. Dem Regisseur John Lasseter gelang hier eine phantastische Mischung aus prächtigen Details (strahlende und organisch wirkende Hintergründe, die das gleiche Erstaunen wachrufen, das „A Bug's Life“ so schön machte) und computersimulierten Charakteren mit bemerkenswert lebendig wirkenden Bewegungen.“ (The New Yorker) CinemaxX, CineStar, UT-Kino, Wall-Kino (OL), Passage (OL)

U

Überall nur nicht hier USA 1999, R: Wayne Wang, D: Susan Sarandon, Natalie Portman

„Die 48-jährige Adele beschließt, aus dem Nest, in dem sie ihr ganzes Leben gelebt hat, auszuziehen und zusammen mit ihrer 15-jährigen Tochter in Beverly Hills, Los Angeles, ein neues Leben zu beginnen. Doch der Tochter, die gezwungen ist, die Launen der Mutter mitzumachen, passt das gar nicht in den Kram. Schmalzfilm über eine Mutter-Tochter-Beziehung und wie es kommen kann, wenn man sich ständig etwas vormacht.“ (Zoom) CinemaxX

Ungeküsst USA 1999, R: Raja Gosnell, D: Drew Barrymore, David Arquette

„Drew Barrymore und David Arquette merkt man den Spaß an einer weiteren „Eine wie Keine“-Version an. Trotz der geistig beschränkten Highschoolszenerie vom Baseballspiel bis zum Abschiedsball ist der naive Charme und die klamaukige Handlung „Feel-Good“ pur. Die schrille 80er-Jahre-Retro knüpft an Barrymores „Eine Hochzeit zum Verlieben“ an.“ (film.de.) City

V

Vom Winde verweht USA 1939, R: Victor Fleming, D: Vivian Leigh, Clark Gable

„Verfilmung des Romans von Margaret Mitchell. Im Mittelpunkt das Schicksal einer ebenso schönen wie selbstsüchtigen Frau, die zur Zeit des amerikanischen Sezessionskrieges rücksichtslos ihre Interessen verfolgt. Das breitangelegte Epos war einer der größten Kassenerfolge der Kinogeschichte. Trotz mancher bloß äußerlicher Effekte fazsiniert der Film immer noch durch hervorragende schauspielerische Leistungen und die fesselnde Schilderung von Schicksalen vor dem Hintergrund der Bürgerkriegswirren.“ (Lexikon des internationalen Films) Gondel

W

Wild Wild West USA 1999, R: Bary Sonnefeld, D: Will Smith, Kevin Kline

„Dieser Film ist eine Komödien-Todeszone. Man starrt voller Unglauben auf die Leinwand, wo Szenen hinplumpsen und verenden. Der Film ist nur Konzept und kein Inhalt; die aufwendigen Spezialeffekte wirken so, als würde man zusehen, wie auf der Leinwand Geld verbrannt wird.“ (Roger Ebert) City

Der (wirklich) allerletzte Streich der Olsenbande Dänemark 1998, R: Tom Hedegaard, D: Ove Sprogoe, Morten Grunwald, Poul Bundgaard

„Kurioserweise gehörten die 13 dänischen Lustspielfilme um das liebenswert-vertrottelte Gauner-Trio „Olsenbande“ zur DDR wie der Trabant. Nach Kaufkassetten und Buch gibt es nun sogar ein 14. Folge - das Projekt stand unter keinem guten Stern. Während der Dreharbeiten verstarb Poul Bundgaard alias Kjeld, wenige Wochen später der Regisseur Tom Hedegard und unmittelbar zur Premiere ein weiterer Darsteller. Der Film selbst ist nur selten originell, reproduziert natürlich die Strickmuster der Vorgängerfilme bzw. spielt auf diese an.“ (tip) Schauburg

Z

Der 200-Jahre Mann USA 1999, R: Chris Columbus, D: Robin Willians, Sam Neill

„Man ist stets gern zu Diensten“ sagt die blecherne Haushaltshilfe der Familie Martin und verzieht dabei keine Miene. Aber in dem langlebigen Roboter Andrew stecken mehr als nur Kabel und Dioden. Er ist kreativ und vorwitzig und will andere Gesichtsausdrücke und die Freiheit. Außerdem forscht Andrew – in dieser bedeutungsvoll blechscheppernden Leinwandfassung einer Science-Fiction-Kurzgeschichte von Issak Asimov – nach dem Sinn seines Lebens, und so geht er auf die Suche nach anderen Putzrobotern.Zum zweiten Mal spielt Robin Williams unter dessen Regie eine aufopferungsvolle Haushaltskraft der etwas anderen Art. Aber diesmal wollten sich die US-Zuschauer nicht von seinem Meister-Propper-Charme einseifen lassen: „Der 200-Jahre Mann“ spielte weniger als 60 Millionen ein“ (Der Spiegel) CinemaxX, CineStar, UT-Kino-Center

Zug des Lebens Frankreich, Belgien, Rumänien 1998, R: Radu Mihaileanu, D: Lionel Abelanski, Rufus, Clement Harari

„Der Dorfnarr überbringt eine schreckliche Nachricht: die Nazi-Truppen rücken immer weiter vor, jüdische Dörfer werden eliminiert, die Bewohner getötet oder deportiert. Ausgerechnet der Narr hat die Idee, eine Deportation selber zu inszenieren, um so vor den Deutschen über Russland bis nach Palästina fliehen zu können. Nach und nach wird ein maroder Güterzug zusammengekauft und das Dorf aufgeteilt in Nazidarsteller und (fast) echte Deportierte. Ein Film voller nicht so leiser Zwischentöne, bitterer Wahrheiten und zutiefst menschlicher Figuren, die nicht als die Besseren, sondern einfach als Menschen dargestellt werden. Eine gelungene Synthese von Aufklärung und Unterhaltung. Und auch wenn auf den ersten Blick einiges dafür spricht: „Zug des Lebens“ ist keine Kopie von Benignis „Das Leben ist schön“. Er war sogar weitaus früher geplant, konnte aber mangels mutiger Geldgeber zunächst nicht gedreht werden.“ (film.de.) Cinema, Casablanca (Ol)Termine