Bremen – Saarland: Nachgehakt
: Fahrzeugbau ist der Motor der Entwicklung

■ Sanierungs-Investitionen spielen auch an der Saar keine Rolle für den Erfolg

Das Saarland ist bundesweit Spitzenreiter, was die Schaffung „sozialversicherungspflichtiger Beschätigungsverhältnisse“ angeht (vgl. taz 29.3.). Die Arbeitnehmerkammern im Saarland haben diese Entwicklung begrüßt, aus ihrer Analyse geht allerdings hervor, dass der tragende „Erfolgsfaktor“ im Saarland wenig mit besonderen Sanierungs-Investitionen zu tun hat, sondern ganz traditioneller Art ist: Auch das Saarland hat Probleme mit seiner alten Industriestruktur. Im September 1999 gab es zum Beispiel insgesamt 1,5 Prozent weniger Arbeitsplätze im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe als im Jahr zuvor. 1998 wurde – wie schon in den Vorjahren – die Beschäftigung im Bergbau planmäßig reduziert. Im Jahresdurchschnitt waren noch 11.400 Personen in diesem Sektor beschäftigt, 9,0 Prozent weniger als im Vorjahr.

Im Saarland – wie auch in Bremen – gilt der Fahrzeugbau als Motor der Entwicklung. Bei der Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen stieg die Beschäftigung von 1998 auf 1999 um 6,2 Prozent auf nun 19.500; in der Gummi- und Kunststoffverarbeitung, die unmittelbar an der Fahrzeugindustrie hängt, um weitere 4,4 Prozent. Das Strukturgewicht der Branche ist im Saarland mittlerweile sehr groß. Zählt man die Beschäftigten in allen Zulieferbetrieben dazu, so ist von rund 40.000 Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen in diesem Sektor im Saarland auszugehen. Der Beschäftigungshöhepunkt dürfte da mittlerweile erreicht sein.

Weiter angestiegen ist die Beschäftigung in den unternehmensbezogenen Dienstleistungen und hier vor allem im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien. Mittlerweile wird verstärkt nach Wegen gesucht, auf den wachsenden Bedarf und den in Teilbereichen bereits beklagten Fachkräftemangel angemessen zu reagieren. Dazu gehört es, Ausbildungs- und Weiterbildungsgänge im dualen System weiter auszubauen, die den Arbeitsmarktzugang für Abschlüsse auch unterhalb der Hochschulebene ermöglichen. Weiter auf Wachstumskurs ist außerdem die im Saarland seit ein paar Jahren expandierende Call-Center-Branche. Nach wie vor werden bereits ansässige Center ausgebaut und vereinzelt kommen neue hinzu. Dabei fehlt es den Call-Centern an qualifizierten Beschäftigten.

Das „Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung“, das die vergleichende Analyse der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erstellt hatte, hat auch die Zahlen für die Ausbildung in IT-Berufen zusammengestellt. Danach wurden Ende 1998 – neuere Daten wurden bisher vom Statistischen Bundesamt nicht veröffentlicht – in der Bundesrepublik insgesamt 13.681 Auszubildende (alle Ausbildungsjahre zusammen) in den vier neuen IT-Berufen ausgebildet, 158 davon im Land Bremen (1,15 Prozent). 1998 wurden in der Bundesrepublik in den vier neuen IT-Berufen insgesamt 8.919 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, 92 davon im Land Bremen (1,03 Prozent).

Der Anteil des Landes Bremen an den Auszubildenden in der Bundesrepublik lag bei den IT-System-ElektronikerInnen und IT-System-Kaufleuten deutlich über, bei den FachinformatikerInnen und insbesondere bei den Informatikkaufleuten deutlich unter dem Anteil des Landes Bremen an den Auszubildenden insgesamt.

Insbesondere in den beiden Berufen, in denen im Land Bremen verhältnismäßig wenig betrieblich ausgebildet wird, ist der Anteil der Auszubildenden mit Hochschul- bzw. Fachhochschulreife besonders hoch. taz