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: Lächerliche Exilanten

„German Hollywood“ (Di, 20.15 Uhr, Arte)

„Wir sind überall“, sang mal eine der schrecklichsten Bands der Welt. Überall, sogar in Hollywood. Darum haben sich die Dokumentarfilmer Henning Lohner und John Hartmann sechs Deutsche und einen Österreicher in der Traumfabrik ausgeguckt und aus ihren Beobachtungen eine vierteilige Doku-Soap gebastelt. Bis auf eine kurze Einführung zeigen die Filmemacher kommentarlos Szenen aus dem Leben von Menschen, deren Leben durch Szenen terminiert wird: Die Journalistin, die seit 30 Jahren dort lebt und auf deren Oscar-Party jeder eingeladen sein will, zeigt gickernd Fotos von sich mit Leo di Caprio, und von sich mit Gwyneth Paltrow: „Wir verstehen uns so gut, weil wir beide balls haben.“ Die braucht man dort jedenfalls, das erfährt der junge, unbedarfte Schauspielschüler Thomas, dessen naiv-dämliche, bewundernde Äußerungen schon fast etwas Verzweifeltes haben. Thomas schleicht sich in eine Schwarzenegger-Premiere ein, um „Kontakte zu knüpfen“: „Herr Udo Kier, ich würde mich gerne mal mit Ihnen unterhalten.“ – „Ja, das machen wir“, sagt Kier und geht ohne mit der Wimper zu zucken weiter. Ein Marathonläufer mit einer findigen Werbeidee kann Pamela Anderson als Werbeträgerin für seine T-Shirt-Kollektion gewinnen, und die etablierten Stars Ralf „Muskelmann“ Möller und der Komponist Hans Zimmer sinnieren mehr oder minder oberflächlich (das macht vielleicht das Klima) über die Schwierigkeiten, „es zu schaffen“. Eine so vergnügliche wie nachdenkliche Angelegenheit, zumal die vierteilige Soap (weitere Folgen heute und Freitag, jeweils 20.15 Uhr) ihren Höhepunkt in der Oscar-Party der Journalistin findet. Da kommen dann alle Exil-Deutschen zusammen, die Journalistin kuschelt mit Maximilian Schell, und das Möchtegern-Model Caprice kichert allerliebst vor sich hin, während der Marathonmann versucht, sie aufzureißen. „So süß!“ Da lobt man sich doch die regnerische Heimatstadt.

JENNI ZYLKA