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Ein „stummer“ Giftgaskrieg

betr.: „31.000 Geschosse“ (Nato bestätigt Einsatz uranhaltiger Munition ...), taz vom 23. 3. 00

Pünktlich zum „Kriegsjubiläum“ bestätigt die Nato nun doch, was schon lange bekannt war: Die Überreste der 31.000 Geschosse „uranhaltiger Munition“ verseuchen große Teile des Kosovo bzw. Jugoslawiens, im Namen der Humanität und der Menschenrechte, versteht sich. [...]

Die in den Artikeln erwähnte Umweltkatastrophe wird allerdings nicht durch den Primäreffekt der lebensgefährlichen Geschosse verursacht, sondern vielmehr durch die unkontrollierte Freisetzung chemischer Giftstoffe – laut Nato nur ein Nebeneffekt der systematischen Bombardierung von chemischen Anlagen, Raffinerien, Pipelines, Amoniak-, Pflanzenschutz- und Düngemittelfabriken. Die Nato griff mehrfach mit Cruisemissiles (u. a.) den Industriekomplex der Stadt Pančevo an, dessen freigesetzte ätzende Giftwolken sich unkontrolliert und kilometerweit über der schutzlosen Bevölkerung ausbreiteten. In manchen Bombennächten war die Giftkonzentration so hoch wie nach einem Großangriff mit C-Waffen. Erschreckend ist diese Art des Umweltkriegs, der sich durch unvorhersehbare, zerstörerische, lebensgefährliche Langzeitwirkung auf die natürliche und vor allem auch auf die soziale Umwelt erheblich von der Anwendung konventioneller Waffen unterscheidet – ein „stummer“ Giftgaskrieg.

SONJA VOGEL, Schülerin aus Darmstadt

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