Bisky lässt PDS erröten

PDS-Parteichef will Genossen selbst sagen, ob er die Nummer eins bleibt

BERLIN taz ■ Der Tag nach dem angekündigten Rückzug ihres Vorsitzenden Lothar Bisky hat in der PDS eine Welle der Dementis ausgelöst. Zunächst reservierte Bisky für sich das Recht, seinen Genossen beim kommenden Treffen seiner Partei in Münster selbst zu erklären, wie er es mit dem Vorsitz hält. Der taz hatte er gesagt, über 2001 hinaus nicht mehr die „finale Mülltonne“ seiner Partei sein zu wollen. Zu Deutsch: Bisky mag nicht mehr.

Außer Bisky beeilten sich aber auch alle als Nachfolger gehandelten Kandidaten, einen Anspruch auf den Parteivorsitz zu verneinen. Die Dementis fielen mehr oder weniger kunstvoll aus. Ein Njet kam von Rosemarie Hein. Die sachsen-anhaltinische PDS-Chefin sagte: „Ich kann mir das nicht vorstellen.“ Aber Hein hätte ohnehin bloß als Außenseiterin gegolten.

Weniger deutlich äußerten sich die als echte AnwärterInnen anzusehenden Petra Pau und Dietmar Bartsch. Pau, Bundestagsabgeordnete und Berliner Chefin der demokratischen Sozialisten, meinte zur Frage eines eventuellen Vorsitzes: „Die Frage stellt sich im Moment nicht.“ Auch Dietmar Bartsch, der PDS-Geschäftsführer, vermied es, eine Kandidatur gänzlich von sich zu weisen. Er sei „nicht bereit, das jetzt zu diskutieren“, sagte Bartsch der taz.

Der Berliner PDS-Fraktionschef Harald Wolff bereitete sich das Vergnügen, auf jene zu verweisen, „die sich in den Ländern politisch entwickelt und qualifiziert haben“: Roland Clauss (MdB), Petra Sitte (PDS-Fraktionschefin Sachsen-Anhalt), Gabi Zimmer (Fraktionschefin in Thüringen) oder Helmut Holter (Superminister in Mecklenburg-Vorpommern). Die schiere Zahl zeigt das Problem der PDS: Sie hat für die Zeit nach Lothar Bisky viele Talente – bloß keinen Muss-Kandidaten.

Dass die Personaldebatte um Bisky vor dem Parteikongress nächste Woche kein reiner Spaß ist, machte PDS-Sprecher Hanno Harnisch deutlich. Wer sich daran beteilige, verhalte sich „illoyal“, sagte er – gemünzt auf den Ex-Chefstrategen André Brie. Brie hatte angesichts der ungeklärten Nachfolgefrage den Untergang der PDS an die Wand gemalt. CHRISTIAN FÜLLER