Handball-Kult im Norden

■ Bei der Pokal-Endrunde am Wochenende in der Alsterdorfer Sporthalle wollen THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt die Basis zum „Triple“ legen. In der Liga ist es wieder spannend

Zwei Favoriten, zwei Außenseiter und die eigenen Gesetze des Pokals: Das sind die Zutaten zum „Final Four“, der Endrunde des Deutschen Handball-Pokals, am 1. und 2. April in Hamburg. Nach der aktuellen Bundesliga-Hackordnung scheint alles auf ein großes Nordderby im Finale hinauszulaufen: „Natürlich sind Flensburg und Kiel die Favoriten“, glaubt THW-Manager Uwe Schwenker.

Bundesliga-Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt trifft am Sonnabend im Halbfinale auf GWD Minden, Pokalverteidiger THW Kiel auf die SG W/M Frankfurt. Die beiden schleswig-holsteinischen Clubs könnten mit dem DHB-Pokalsieg den ersten Schritt zum „Triple“ machen: Auch die Meisterschaft und eine europäische Pokal-Krone winken.

In der Bundesliga ist Flensburg Tabellenführer, Meister Kiel liegt nach den Spielen vom Mittwoch nur noch einen Punkt zurück. Am Mittwoch abend besiegte Kiel den SC Magdeburg mit 21:19, während Flensburg sein Punktspiel beim TV Großwallstadt mit 20:25 verloren hat.

In der Champions League haben die Kieler am Wochenende den Einzug ins Finale geschafft. Am 22. oder 23. April haben sie gegen Titelverteidiger CF Barcelona zunächst Heimrecht in der Ostseehalle, das Rückspiel findet eine Woche später in der katalanischen Metropole statt. Flensburg muss im Finale des EHF-Pokals, den das Team im vorigen Jahr gewann, zeitgleich zunächst bei Metkovic Jambo in Kroatien antreten.

Bei der deutschen Pokalendrunde in der Alsterdorfer Sporthalle steht Flensburg-Handewitt ungleich mehr unter Druck als die Kieler: Das Team von Trainer Erik Rasmussen hat mit Minden voraussichtlich die höhere Halbfinal-Hürde zu überwinden und müsste auf dem Weg zum ersten nationalen Titel auch noch das Trauma des „ewigen Zweiten“ überwinden. „Wir müssen in den elf Spielen bis zum Ende der Saison Höchstleistungen auch im emotionalen Bereich bringen“, rief Rasmussen sein Team auf, den Tanz auf drei Hochzeiten bis zum Schlussakkord durchzuhalten.

Sein Kollege Zvonimir Serdarusic, in den vergangenen beiden Jahren jeweils DHB-Pokalsieger, zeigte sich wesentlich gelassener: „Ich bin zufrieden, dass wir die Pokal-Endrunde erreicht haben. Stolz bin ich, wenn wir gewinnen.“ Für die Kieler Routiniers spricht zudem, dass sie in der Hamburger Halle nach zwei Champions-League-Spielen in den vergangenen Wochen fast so heimisch sind wie in der Kieler Ostseehalle.

Alle 4000 Eintrittskarten für die zweitägige Veranstaltung sind längst vergriffen. „Die Endrunde in Hamburg ist zu einer Kult-Veranstaltung geworden“, freut sich Bundesliga-Sprecher Heinz Jacobsen. Der Deutsche Handball-Bund will der Hansestadt darum auch weiterhin treu bleiben, obwohl die Hallenkapazität die Kartennachfrage bei weitem nicht deckt. Jacobsen: „Wir werden auch im Jahr 2001 wieder an die Alster kommen.“

Dann kann die Pokal-Endrunde wegen des DHB-Terminplans aber erst Ende Mai stattfinden. Deshalb gibt es bereits erste Überlegungen, die Spiele in das überdachte Tennisstadion am Rothenbaum zu verlegen. Olaf Krohn