Die Welt in schwarzweiß

■ Die in Bremen gegründete „kooperative für fotografie“ zeigt heute im „Paradox“ ihre Arbeiten

Das legendäre US-amerikanische Fotomagazin „Life“ stirbt gerade einen jämmerlichen Tod auf Raten. Begründung: Im Zeitalter des visuellen Overkills sei eine Publikation für aufwendige Schwarzweiß-Fotoreportagen nunmal so hip wie ein Haushalt ohne Internetanschluss und Handyvertrag. So brabbelt der Zeitgeist. Aber noch erinnern wir uns: Es gab eine Zeit, wo der Erlöser der Welt nicht „Rajiv“ hieß und indischer Computerspezialist war. Und wir erinnern uns auch, dass die Menschen damals nicht lebensfremder waren, nur weil die Bilder, auf denen ihr schweifender Blick schließlich länger verweilte, ihnen nicht von flackernden Bildschirmen bunt entgegen flimmerten.

Die Bremer „kooperative für fotografie“ gehört zu jenen, die sich ebenfalls an solche Zeiten erinnert. Dass das nicht zwangsläufig bedeutet, die vor drei Jahren in Bremen gegründete Gruppe bewege sich im RentnerInnenalter, zeigt die Zusammensetzung dieser international besetzten Kooperative. Die sieben Frauen und fünf Männer aus Deutschland, Türkei und Südkorea sind zwischen 24 und 50 Jahre alt. Ihr zentrales Anliegen: die hohe Kunst der Schwarzweiß-Fotoreportage am Leben zu halten.

Auf einem durchweg hohen ästhetischen Niveau pendelt ein Großteil der Kooperative-Arbeiten thematisch zwischen außergewöhnlichen Momentaufnahmen Bremer Jugendmilieus und eindringlichen Studien türkischen Dorflebens in der Tradition der „engagierten“ Fotografie. Besonders in diesen Bildern braucht sie den Vergleich mit der Maßstäbe setzenden Fotoagentur „Magnum“ nicht zu scheuen.

Mit deren zuweil pathetischer Anklage des schlechten Bestehenden aber hat die Kooperative nur wenig gemein. In ihren Fotos begegnen einem Menschen, nicht Typen, ihre Bilder beschreiben individuelle Szenerien und Augenblicke und kommen nicht als ikonografische Dokumentationen daher. zott

Im „Paradox“ (Bernhardstraße 12) präsentiert sich die „kooperative für fotografie“ heute Abend um 20 Uhr. Zu sehen sein werden ein Diavortrag sowie ihr kürzlich in der Edition „m“ erschienenes Fotobuch. Eine Diskussion zum Thema „Verliert Fotografie trotz/wegen Bilderbombardements seine Bedeutung?“ schließt sich an. Wer Kontakt zur Kooperative aufnehmen will, erreicht sie unter 79 49 134. Weitere Infos gibt es im Internet: http://kunst.freepage.de/kff .