■ Green Cards

ein politisches Armutszeugnis

Wenn Green Cards die letzte Rettung sind, dann läuft was falsch im Staate BRD: Und zwar nicht nur in der Ausbildung von Computerspezialisten, sondern auch in der Besoldung von Pflegefachkräften. Nach der Caritas in Süddeutschland wollen auch Bremer Verbände mit der Forderung nach einem Pflegekräfte-Import politische Zeichen setzen.

Denn im Pflegebereich stimmen die Marktgesetze schon längst nicht mehr. Das zeigt der Vergleich zu Software-Profis – die sind begehrt und dementsprechend teuer. So ist das mit Angebot und Nachfrage. Bei Pflegekräften dagegen gelten Rahmenverträge mit den Kassen, und da liegt das Problem anders: Pflegekräfte sind begehrt, weil sie so billig arbeiten müssen und keiner den Job lange macht.

Schichtdienst, körperlicher und psychischer Stress, allein im Einsatz bei der häuslichen Krankenpflege. Kein Wunder, dass kaum jemand länger als drei Jahre aushält – bei Stundenlöhnen um 22 Mark. Würde die Nachfrage die Gehälter regeln, könnte mancher Anreiz geschaffen werden, die Arbeitsbedingungen zu ertragen.

So aber steigen wegen Mitarbeitermangels die Anforderungen an den Einzelnen. Kunden müssen abgelehnt werden, die sich dann langwierig nach freien Plätzen durchtelefonieren müssen. Oder die Qualität sinkt. Da ist die Politik gefragt: Wieviel ist uns die Altenpflege eigentlich wert? Green Cards wären ein deutliches Armutszeugnis – gerade in der Pflege.

Dorothee Krumpipe