Knocking on Heaven`s Ohr

Ein Massaker in der Deutschen Bank / Alle Kuscheltiere wurden verstümmelt / Wurde die „Arche Noah aus Steifftieren“ etwa Opfer eines miesen Terroranschlags?

Eltern von minderjährigen Kindern sollten von einem Besuch der von Steifftieren bevölkerten Arche Noah in der Deutschen Bank absehen. Die seit Donnerstag in der Filiale „Domshof-Passage“ ausgestellte Arche zum Walt Disney Film “FANTASIA 2000“ war auch vor dem schrecklichen Anschlag wenig empfehlenswert. Außer lila Nilpferden, Donald und Daisy als Noah samt Gattin und anderen durchgeknallten Enten gab es nichts zu sehen. Innerhalb kürzester Zeit wären die Sprösslinge ohnehin quengelig geworden und hätten zum Geldabheben für ausgedehnte Shopping-Touren gedrängt.

Gestern abend „starb“ die Bank als Ausflugsziel endgültig - im wahrsten Sinne des Wortes. Den lieben Kleinen würde sich ein Bild des Grauens bieten, das sie entweder schwer traumatisieren oder - wenn sie bereits schwer traumatisiert sind - zur Nachahmung reizen würde.

Der taz liegen Informationen vor, nach denen die Kassenhalle sich in ein Schlachtfeld verwandelt hat: aufgeschlitzte Löwen, verstümmelte Giraffen und Nilpferde. Häschen ohne Ohren, Enten, denen die Flügel abgerissen wurden. Neben ihnen die unschuldigen Darsteller des Traumschiff-Ehepaares, Donald und Daisy Duck - von Kugeln durchsiebt.

Unsere Informantin, deren Identität auf eigenen Wunsch anonym bleibt, war Augenzeugin des Überfalls auf das „Kunstwerk“ mit den „bezaubernden Plüschfiguren“ (Presse-Information). „Sie haben sie vor meinen Augen getötet, regelrecht abgeschlachtet“, berichtet sie. „Tod dem Tierschänder Noah!“, habe der eine gerufen. „Dann hat er Noah und seine Frau erschossen und die Arche gestürmt“, auf deren Rumpf er „Lämmer und Tauben zuerst“ gesprayt habe. Währenddessen habe der andere auf die Tiere eingestochen. Offenbar hatte er es besonders auf die Ohren abgesehen. Immerzu habe er die Knöpfe aus den Ohren gerissen und dabei geschrien „Ich will keine gepiercten Kuscheltiere, ich will einen echten Hund mit Tätowierung im Ohr!“ Die Psychologin Birgit S. vermutet ein tiefliegendes Kindheitstrauma. „Diese Knöpfe verhöhnen das Kind, weil sie ganz unmissverständlich klar machen: das ist kein echtes Tier, sondern ein Industrieprodukt!“

Hinter dem Anschlag wird die „Bewegung 24. Dezember“ vermutet, die sich aus militanten TierschützerInnen, ehemaligen Erz-Engeln und einer linksextremistischen Splittergruppe zusammensetzt. Ihre Ziele sind bisher unklar. Einzige öffentlich gemachte Forderung: „Unverzügliche Freilassung des politisch Gefangenen Luzifer Satan T. und dessen totale Amnestie“. Der taz bremen liegt ein Bekennerschreiben vor, in dem es heißt: „Die Arche Noah ist ein Symbol der kapitalistischen Perversion: Der Großreeder Noah bereichert sich auf Kosten der Natur, indem er auf seinen Kreuzfahrten systematisch Tiere für Pornos missbraucht. [...] Steifftiere sind Klassenkampf pur: Arbeiter-Kinder applizieren jedes Jahr nach Weihnachten mühselig Reißzwekken in Teddy-Ohren, um deren Zugehörigkeit zur herrschenden gesellschaftlichen Klasse zu demonstrieren.“

Der Zusammenhang zur Deutschen Bank bleibt erstaunlicherweise unerwähnt. Intime Kenner der Szene verweisen auf folgendes Bibel-Zitat: „Und ein jedes Tier von allem Fleisch, das da ist, an Vieh und Vögeln und allem Gewürm trat heraus in die Kassenhalle und eröffnete ein Giro-Konto“ (Gen. 8, 18-19). Eiken Bruhn