Am Grab des Königs von Bunyoro

Kulturtourismus in Uganda: Das Grab des Kabalega zeigt die materielle Kultur einer vergangenen Zeit

Eine Reiseroute in Uganda an kulturellen Artefakten zu orientieren, ist schwierig. Zu Weniges hat die klimatischen Bedingungen der Tropen und die Wirren der Kolonial- und Nachkolonialzeit überlebt. Orte von kultureller Bedeutung sind für europäische Augen oft schwer zu lesen: ein alter Baum als Opferstätte, ein Hügel als Grablege. Doch es lohnt sich, etwas Zeit und Aufmerksamkeit übrig zu haben für die geschichtlichen Orte, die für europäische Reisende identifizierbar und erreichbar sind.

Ein solcher Ort ist das Grab des „Omukama“ oder Königs Kabalega in Hoima. Hoima ist heute die Hauptstadt der Provinz Bunyoro, am östlichen Ufer des Albertsees, zirka drei Autostunden von der Hauptstadt Kampala entfernt. Es ist eine ruhige Provinzstadt mit einem winzigen Stadtzentrum, einem lebhaften Markt und einem lauten, staubigen, chaotischen Busbahnhof.

Vor hundert Jahren war es die Hauptstadt des unabhängigen Königreichs Bunyoro. Als die britische Kolonialmacht einrückte, weigerte sich König Kabalega, mit ihr zu kooperieren – er beendete seine Tage im Exil, das Land wurde von britischen Truppen verwüstet. Dem Leichnam des Königs jedoch erlaubte die britische Kolonialverwaltung die Rückkehr.

Seine Grabstätte befindet sich vier Kilometer außerhalb des modernen Hoima, an einem Ort namens Mparo. Die Fahrer der Motorrollertaxis in Hoima wissen den Weg und helfen, den letzten überlebenden Hüter des Grabes zu finden. Schmächtig, weißhaarig und nicht sehr freundlich, beklagt er bitter den Verfall des Grabes. Dessen Einzäunung aus Elefantengras ist teilweise eingefallen, Gras wächst aus dem Dach der Grabhütte, der Vorplatz ist ungefegt.

Im Inneren finden sich die Besucher in einem Wald von schilfverkleideten Säulen, die das Dach der Hütte tragen. Es riecht modrig, das mag das feuchte Dach sein, das mottenzerfressene Leopardenfell, das über den Schemel des Königs gebreitet ist, oder die staubige Wolldecke über dem Grab. Als erstes fällt ein geschnitztes Spielbrett ins Auge: König Kabalega spielte Bao, ein kompliziertes Strategiespiel mit zweimal 24 Steinen, das auch heute in ganz Ostafrika mit Leidenschaft gespielt wird.

Daneben liegen Tabakspfeifen aus Ton. Alles andere sind rituelle oder Gebrauchsgegenstände. Rituelle Trommeln, Milch- und Reisschale aus schwarz glasiertem Ton, ein geflochtener Teller, eine polierte Kürbisschale zum Wasserschöpfen. Speere, Schilde und ein Dutzend Hacken zum Ackerbau. Ein hölzernes Becken für Räucherwerk: nicht um den Raum, sondern um den Körper zu parfümieren, eine Vorbereitung fürs Ehebett.

Kein großer Pomp für einen König, aber dies sind keine rohen Gegenstände. Als sie entstanden, waren sie dem Staub und dem Schlamm einer Zeit ohne Wellblechdächer, Straßen und Wasserleitungen abgerungen. Die Macht dieses Königs beruhte auf einer komplizierten Hierarchie von Amt und Abstammung. Doch ein hohes Maß an Ausbeutung war ebenso im Spiel. Gewaltanwendung war eines der Mittel zur Einziehung von Tribut, dessen Weiterverteilung die Loyalität von Amtsinhabern und Aristokraten sicherte. Es wäre naiv, Kabalegas Grab als Ausdruck einer vorkolonialen Idylle zu sehen. Doch das bescheidene Königsgrab ist Zeugnis einer eigenständigen materiellen Kultur, die Reisenden in Afrika selten so hautnah begegnet. Warum die Faszination rationalisieren? Es ist ein melancholischer, schöner Ort. FELIZITAS BECHER