Neuer Markt nervös

Auch ohne schwarzen Freitag: Die Hoffnungsaktie T-Online wird mitten in einer Flaute starten. Telekom will offenbar die Preisspanne senken

BERLIN taz/dpa ■ Die Stimmung war deutlich nervöser als beim Kurssturz vom Donnerstag und die Spannung hielt den ganzen Börsentag an. Am Ende konnten Telekom-Chef Ron Sommer und seine Strategen nur halbwegs aufatmen. Zwar blieb der ganz große Einbruch am Neuen Markt, an den sie die Konzerntochter T-Online am 17. April bringen wollen, erst einmal aus. Kurz vor Börsenschluss war jedoch noch nicht klar, ob der Nemax-50 der Technologie- und Wachstumswerte wenigstens wieder den Vortagsabschlusswert von 7.521 Punkten erreichen konnte oder ein paar Zehntel Abschlag hinnehmen musste – Mitte März hatte er noch bei 9.694 Punkten gelegen.

Obwohl es also nicht zum befürchteten schwarzen Freitag kam, ist damit zu rechnen, dass die T-Online-Aktien, deren Zeichnungsfrist am Montag beginnt, nun billiger abgegeben werden, als Sommer bislang geplant hatte. Schließlich ist den potentiellen Zeichnern, die sich nach dem ersten Boom der Technologieaktien bereits einen schnellen und sicheren Gewinn versprochen hatten, nun nach den Fehlstarts der Anteile von Lycos und World Online ein weiteres Mal vor Augen geführt worden, dass neue Werte eben auch Risikowerte sind – das macht sie ja umgekehrt so attraktiv.

„Die Leute sind nicht mehr so gierig“, erklärte Ulrich Hocker, Geschäftsführer der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW). Trotzdem glaubte er, dass die Emission vielfach überzeichnet sein wird, auch weil gerade mal 100 Millionen Anteile oder rund 10 Prozent des Aktienkapitals ausgegeben werden sollen. Im übrigen warnte er davor, die Aktie mit dem Telekom-Papier zu vergleichen, das im Herbst 1996 ausgegeben wurde – zu einem knapp halb so hohen Preis. Schließlich sei das Marktsegment, in dem T-Online tätig ist, „sehr speziell“ und stehe unter dem Druck starker internationaler Konkurrenz.

Bei der Telekom übte man sich denn auch in Zurückhaltung. Sommer ließ lediglich durch einen Sprecher verkünden, das Unternehmen habe kein Interesse an einer überteuerten Aktie: „Wir wollen nicht ein Papier, das nur einige Tage aufleuchtet und dann untergeht, sondern eine gesunde Entwicklung auf lange Zeit.“ Konkrete Zahlen nannte er aber nicht.

Die Financial Times Deutschland hatte unter Berufung auf „Personen, die mit den Details der Platzierung vertraut sind“, gemeldet, die Preisspanne werde voraussichtlich von 35 bis 50 Euro auf 30 bis 40 Euro revidiert – möglicherweise sogar noch weiter, wenn der Abwärtstrend anhalte. Analyst Frank Rothauge von der Privatbank Sal. Oppenheim hielt dagegen eine noch niedrigere Spannen für angemessen – fair seien 20 bis 30 Euro.

BEATE WILLMS

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