leben in funnyland
: yves eigenrauch über das subjektive am objektiven

ACHTUNG, MEDIENSCHELTE!

keine lust zu gar nichts. richtig. ich mag nichts machen, aber alles erledigen wollen. ich möchte viel schaffen, für mich und auch für andere. aber was? viel gäbe es zu tun. alles, was man sich vorstellen kann. die frage lautet daher am ehesten: „wie oder womit beginne ich?“ oder bin ich auf grund meines berufs häufig körperlich zu sehr in anspruch genommen, als dass ich mich leicht zum arbeiten motivieren könnte? vielleicht ist der schlüssel des problems auch nur die vielzahl von amalgam in meinem mund? wer weiß das schon, wer will es denn überhaupt wissen. in letzter konsequenz nur die wenigsten, mich eingeschlossen.

frau, habe ich probleme! die, wie ich lesen durfte, klassischen probleme von singles. ihnen geht es einfach zu gut. sie müssen sich mit niemandem arrangieren, benötigen den dialog nicht unmittelbar. ihnen steht die welt offen. eigentlich. wenn nicht gerade in ihrer freiheit, ihrer entscheidungsfreiheit das entscheidende problem läge. nach welchen kriterien beurteile ich, was für mich das beste ist. egoistisch sind wir ja auch, nicht alle, aber im tiefsten innern doch wohl sehr viele.

sie lasen, meine aussagen sind gedacht und in keiner weise auf umfrageergebnisse zurückzuführen. blödes leben. was hatte ich dieser tage gelesen: „ich wünschte, auch ich hätte ein so profanes problem wie das einer hungersnot. ich wüsste, woran ich wäre.“ eine dumme aussage, ja! doch weiß ich nur zu genau, was gemeint ist. es fehlt die orientierung. je besser es mir geht, desto banaler werden die probleme, wollte ich sie objektiv einschätzen. schade nur, dass nicht das objektive, sondern das subjektive gefragt ist. nicht das, was ist, bildet die realität, sondern das wahrgenommene.

wie gesagt. es ist nicht objektivierbar; wir müssen einfach lernen damit umzugehen. auch mit hilfe eines korrektivs. aus diesen gründen kann mir auch noch tausendmal gesagt werden, was für einen tollen beruf ich doch habe. ich weiß, alles schön und gut. aber auch hier ist es wie bei vielem anderem. das bekannte verliert bei näherem kennenlernen häufig seinen reiz. das kann daran liegen, dass mechanismen des betriebs anders wirken, als einem glauben gemacht wurde.

als kind hat man ja noch gewisse ideale; tolle bundesliga, profi sein, boooh. und nun bist du teil des ganzen, das nicht ganz so rosig ist wie angepriesen! hinweis: das wahrgenommene ist nach wie vor von interesse. ich sprach es an. subjekiv. auch wenn ich weiß, wie toll es ist, dreißigtausend menschen durch ein gewonnenes spiel eine freude zu machen, oder auch nur einem jungen in form eines autogramms, gleichwohl hilft es mir nicht darüber hinweg, dass ich unter umständen unausgeglichen bin, weil zu hause im moment „land unter“ ist.

„land unter“ wird mir immer näher bleiben. leider ist es für den zuschauer nur schwer zu erkennen, welcher spieler sich während eines spiels sagt: „am arsch die räuber, hauptsache ich“, oder aber, wer gerne will, am tag x nur nicht so kann – weshalb auch immer.

die wahrnehmung ist trügerisch, insbesondere wenn sie manipuliert wird, egal ob bewusst oder unbewusst. das war eine medienschelte! warum muss auf jeder zigarettenpackung stehen: „rauchen verursacht krebs“, oder ähnliches, wenn doch inzwischen jeder weiß, dass rauchen kaum gesundheitsförderlich ist. sollte nicht auch bei jedem zeitungsartikel, bei jedem fernsehbericht darauf verwiesen werden, dass es sich um subjektive berichterstattung handelt, sei es auch nur auf grund der verwendeten worte?

wir menschen glauben doch, was wir lesen, und noch mehr, was wir zu sehen glauben! auch geistig können wir erkranken, was mir auf lange sicht gesehen verhängnisvoller erscheint, als ein körperliches gebrechen ertragen zu müssen. und wieder weiß ich: „berichte sind dazu da, das denken und den dialog anzuregen, und sie sind von individuen verfasst.“ ja ja!

Fotohinweis:yves eigenrauch, 28, ist fußballprofi bei schalke 04, fotokünstler, und als single klagt er über das fehlende korrektiv in seinem leben