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: Mädchen sind Kampfhunde

„Blondes Gift“

(20.15 Uhr, Sat.1)

Tracy ist in der Pubertät. Sie ist schlechter gelaunt als Godzilla nach dem Eisprung. Doch vor allem ist sie eifersüchtig. Und zwar auf alles, was sich um ihre Mutter herum bewegt. Weil ihre Mutti Rosanna Arquette und daher eine ansehnliche Person mit waidwundem Rehblick ist, hat Tracy (Mandy Schaffer) allerhand zu tun. Wenn es wieder so weit ist, rollt sie erst ganz komisch mit den Augen. Dann stülpt sich nämlich das Böse wie ein Handschuh über sie. Und manchmal steht sie sogar nachts auf, um aufgeregten Verehrern schnell noch Elektroartikel in den Whirlpool zu werfen. Das tut man zwar nicht, aber die liebende Mutti geht auch mal anstelle der durchgeknallten Tochter in den Knast. Ehrensache. Nur an der Macke des Töchterleins ändert das herzlich wenig, und so geht das große Sterben weiter.

„Das blonde Biest – Wenn Mutterliebe blind macht“ ist eine deutsch-amerikanische Koproduktion und trotz einer Oscar-prämierten Rosanna Arquette so hysterisch und trashig, dass es schon fast wieder Spaß machen könnte. Doch nach einem flotten Anfang gehen dem „Großen Sat.1 Film“ die Puste und die zarte Portion Humor auch schon wieder aus. Jürgen Prochnow als weiser Winzer Carl Krieger (!) braucht sich nur einmal durch die Föhnwelle zu fahren, schon riecht er den Braten. Thomas Kretschmann als sein Bruder Johnny soll einen Hustler und Womanizer vor dem Herrn abgeben. Doch der bewegt sich so tumb und spricht so bröselig, dass er noch nicht mal auf einem AOK-Betriebsfest eine abbekäme. Am Ende dieses höchst moralischen Scherenschnitts bleibt nur die schnöde und reaktionäre Botschaft übrig: Allein erziehende Mütter ziehen den Wahnsinn auf. Männerlose Familien sind nämlich gegen die Natur und allen gesunden Menschenverstand. Denen fehlt die strenge, behaarte Hand. Das ist mit verzogenen Mädchen nämlich im Grunde nicht anders als bei Kampfhunden. BIRGIT GLOMBITZA