Betteln gehen für den Tunnelbohrer

„Trude“ wird zur Attraktion im Museum der Arbeit  ■ Von Friedhelm Schachtschneider

Oskar Kies freute sich. Mit gut 300 weiteren „Trude“-Fans war er in der Nacht zum Dienstag zum Museum der Arbeit in Barmbek gekommen, um dem Schneidrad des Elbtunnelbohrers einen großen Empfang zu bereiten. Für den 87-jährigen Rentner ist es mehr als ein Teilstück der größten Schildvortriebsmaschine der Welt. Der ehemalige Ewerführer, der einst mit seinem Boot zwischen den großen Pötten im Hafen und den Lagerhäusern in der Speicherstadt und auf den Fleeten hin und her schipperte, bekommt noch immer noch glänzende Augen, wenn er über Hafen und Elbe erzählt. „Die tolle 'Trude' im Museum ist eine neue Attraktion in Hamburg“, meint er.

Kurz nach Mitternacht am Dienstag rollte ein Schwertransporter mit dem 100 Tonnen schweren inneren Schneidrad auf das Museumsgelände am Osterbekkanal, eine Jazzband spielte „Down by the Riverside“ und Krankenhagen freute sich über sein „Weihnachten im April“. In voller Pracht kann „Trudes“ Nase allerdings noch nicht aufgestellt werden. Damit das 350 Tonnen schwere komplette Schneidrad mit seinem Durchmesser von mehr als 14 Metern nicht im Erdboden versinkt, muss erst eine dicke Fundamentplatte gegossen werden.

Museumsdirektor Prof. Gernot Krankenhagen erinnerte zu Begrüßung an einen Satz Ortwin Rundes: Hamburgs Bürgermeister hatte vor einem Monat, als das gigantische Gerät nach zweieinhalb Jahren unter der Erde die 2561 Meter lange vierte Röhre des Elbtunnels gebohrt hatte, mit Pathos in der Stimme behauptet, ,Trude' gehöre „jetzt zu Hamburg wie der Michel“. Geld von der Stadt für das nunmehrige Museumsstück gibt es dennoch nicht.

Krankenhagens Hauptsorge gilt folglich der Finanzierung. Für das „bei weitem teuerste Einzel-Austellungstück“ seines Museums müssten rund zwei Millionen Mark zusammengebracht werden. Das Schwergewicht „Trude“ soll das Museum der Arbeit mit seinem Jahreshaushalt für Ausstellungen von rund 500.000 Mark aber keinesfalls in den finanziellen Abgrund ziehen. Darum soll das Geld von außen kommen.

Gut 800.000 Mark seien schon zusammen, davon seien 200.000 schon wieder für die Demontage des Giganten und den aufwendigen Nacht-Transport zum Museum ausgegeben worden. Krankenhagen ist zuversichtlich, dass er noch weitere Geldquellen anbohren kann und auch die restlichen 1,2 Millionen Mark noch fließen: „Wir werden wohl betteln gehen müssen.“

Auch Kultursenatorin Christina Weiss hofft, dass es nicht am Geld scheitert und ruft zu kleinen und großen Spenden auf. Mit der vierten Elbtunnelröhre als Verbindung von Hamburg nach Süden sei „Trude“ nicht weniger als Hamburgs Tor zur Welt. „Jeder, der künftig durch den Elbtunnel fahren will, sollte seinen Teil für ,Trude' beisteuern“, meinte die Senatorin zur Begrüßung des Giganten.

Bei Oskar Kies traf sie auf offene Ohren. Er gab 200 Mark für Hamburgs neue Sehenswürdigkeit.