Die Bagger rollen im Mai an

Grüne plädieren für „abgespeckten Umbau“ des Olympiastadions, falls WM-Bewerbung 2006 scheitert. Senat weist Forderungen zurück, Sanierung soll nach dem Pokalfinale im Mai beginnen

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen plädiert dafür, den Ball beim Umbau des Olympiastadions flach zu halten. Anstelle mit der im Mai geplanten 517 Millionen Mark teuren Sanierung der Arena zu beginnen, sollte das Land die Entscheidung des Weltverbandes Fifa über die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006 im Juli abwarten. Bei einem Zuschlag für Südafrika könnte das Olympiastadion dann ohne die WM-nötigen Ausbauten für rund 100 Millionen Mark günstiger realisiert werden, sagte gestern Burkhard Müller-Schoenau, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion. Unterdessen wies Bausenator Peter Strieder (SPD) Meldungen zurück, in der Bauverwaltung existiere bereits eine „abgespeckte Variante“ zur Modernisierung. Das Stadion werde, mit oder ohne die WM 2006, nach den bisherigen Konzept saniert.

Nach Ansicht Müller-Schoenaus müsse mit dem Umbau in Kürze begonnnen werden. Dennoch „dürfen in der gegenwärtigen Situation keine voreiligen Fakten geschaffen werden“, sagte der grüne Finanzexperte. Es wäre fatal, wenn im Mai ein Vertrag abschlossen und sechs Wochen später die Fifa die WM nach Südafrika vergeben würde.

Müller-Schoenau forderte den Senat auf, „eine Klausel in den Vertrag“ aufzunehmen, die Änderungen der Planung und Finanzierung ermögliche, wenn Berlin bei der WM-Entscheidung leer ausgehe. „Dann muss der Umbau schlanker gemacht werden“, so Müller-Schoenau zur taz. Noch in diesem Monat will das Land mit dem privaten Bauträger Walter Bau AG einen Vertrag über den Umbau der Arena unterzeichnen. Anteilig investieren der Bund und das Land 120 Millionen Mark, Walter Bau rund 175 Millionen Mark, der Rest wird über Kredite finanziert.

Die verschlankte Variante soll ohne weitere Parkplätze, aufwendige Logen und Einsparungen bei der Konstruktion erreicht werden, kalkulierte Müller-Schoenau. Außerdem schlagen die Grünen vor, das Stadion nicht bei laufendem Spielbetrieb zu sanieren, sondern während der Bauzeit zu schließen. Hertha BSC müsste dann in ein anderes Stadion ausweichen. Kritik an dem Grünen-Vorstoß übte gestern der Senat. „Es bleibt bei dem Konzept, das wir ausgehandelt haben“, erklärte Senatssprecher Michael-Andreas Butz. Noch in diesem Monat werde der Vertrag der Walter Bau AG unterzeichnet. „Wir liegen im Zeit- und Kostenplan, nach dem DFB-Pokalfinale am 6. Mai rollen die ersten Bagger an.“

Zugleich sei das Land Verpflichtungen gegenüber Hertha BSC und dem Deutschen Fußballbund (DFB) eingegangen, „und daran halten wir uns“, sagte Butz. Ein Ausweichquartier für Hertha stehe nicht zur Debatte.

Auch der Bausenator ließ gestern keine Zweifel daran, dass das Olympiastadion nach den Entwürfen der Hamburger Architekten Gerkan, Marg und Partner umgebaut wird. Andere Pläne verfolge die Bauverwaltung nicht, sagte Strieders Sprecherin Petra Reetz. Zudem existiere ein Parlamentsbeschluss, dass das Stadion unabhängig davon, ob die Stadt sich für die WM 2006 qualifiziert, denkmalgerecht modernisiert werde.