„Rot-graue“ Panther mucken auf

■ Die selbstbewussten SPD-Senioren wollen mehr Einfluss: in Partei und Parlament / Zudem fühlen sie sich unsicher in der Stadt

Sie sind seit mehr als 30 Jahren in der Partei und haben die Politik noch immer nicht über. Der Seniorenverband der Sozialdemokraten, SPD 60 Plus, macht sich stark für die Bedürfnisse der Alten in der Bremer Politik. Für die Senioreninteressen setzen sie sich nicht nur innerhalb der Partei ein. Gestern nutzten sie den „Tag der älteren Generation“ um sich auf dem Marktplatz mit einem Infotisch der Öffentlichkeit vorzustellen. Die ergrauten Genossen verteilten Flugblätter und Kugelschreiber an die Passanten und ließen bei dieser Gelegenheit auch über die Bremer Politiker Dampf ab.

Emmy Brüggemann, 73 fordert mehr Mitbestimmung für Senioren in der Bremer Politik: „ Wir wollen, daß Menschen in Würde alt werden können. Und deshalb wollen wir mitreden. Schließlich wissen wir besser als die jungen Politiker, was die ältere Generation braucht.“ Genug Unterstützung für ihre ehrgeizigen Forderungen hätten die Seniorensozis rein rechnerisch. Jeder dritte Bremer Genosse ist älter als 60 und gehört damit formal zum Altenverband 60 Plus. Das sind immerhin 3000 potentielle Mitstreiter. Tatsächlich engagieren sich aber nur knapp 60 Senioren bei 60 Plus.

Der Einfluß der alten SPDler auf die Parteipolitik ist entsprechend gering. Die Arbeitsgemeinschaft 60 Plus wurde Anfang der Neunzigerjahre als Zielgruppenorganisation aus der Taufe gehoben. Sie soll als Vermittlerin zu den Älteren in Organisationen, Verbänden und Institutionen fungieren. Ein Stimmrecht in den Parteigremien steht dem Seniorenverband nicht zu. Er hat lediglich das Recht, Anträge zu stellen und Diskussionen anzuregen. An diesen Parteistatuten wird vermutlich auch der aktuelle Plan der Bremer Altgenossen scheitern. Sie wollen sich das Recht erkämpfen, einen eigenen SPD-Kandidaten für die Bürgerschaftswahlen aufzustellen. Der soll dann besonders die Interessen von Senioren vertreten. Dass die selbstbewussten Senioren-Sozis dafür auf der nächsten Unterbezirkskonferenz die nötige 2/3-Mehrheit erringen werden, bezweifeln sie allerdings selbst.

Mit ihrer eigenen Parteiführung sind die „rot-grauen“ Panther unzufrieden. Der Landesvorsitzende der SPD-Senioren von Bremen, Helmut Thielke, ebenfalls 73, kritisiert: „Obwohl wir Alten so viele Mitglieder stellen, kommen wir in den Parteigremien oft nicht zum Zuge. Die Ortsvereins-Sitzungen finden zum Beispiel so spät statt, daß sich viele Senioren nicht mehr auf die Straße trauen, besonders wenn es dunkel ist.“ Diese Ängste hält Matthias Kramer, der stellvertretende Sprecher des Innensenators für übertrieben: „Wir nehmen die Befürchtungen der älteren Generation Ernst und versuchen, Angsträume durch Präventionsräte, Bürgerbefragungen und Kontaktbereichsbeamte, die in die Seniorenheime gehen, aufzulösen. Man kann sich in Bremen sicher fühlen. Aber das subjektive Sicherheitsgefühl von Senioren stimmt nicht immer mit den objektiven Fakten überein.“

Klaus Schloesser, Sprecher von Bürgermeister Henning Scherf (SPD), wollte sich zu der Aussage Thielkes nicht äußern. Nach seinen Angaben fällt das subjektive Sicherheits-Empfinden Bremer SeniorInnen „nicht in Scherfs Ressort“, so Schloesser gegenüber der taz. WiJo