„Stellenabbau geht weiter“

Antje Schumacher, Gewerksschaftssekretärin für den Bereich Banken bei der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), rechnet weiter mit Fusionen

TAZ: Die Fusion von Dresdner und Deutscher Bank ist gestern geplatzt. Knallen bei Ihnen jetzt die Sektkorken?

ANTJE SCHUMACHER: So richtig freuen kann ich mich noch nicht, weil ich nicht weiß, wie nun die Zukunft der Beschäftigten der Deutschen Bank und der Dresdner Bank aussehen wird.

Was glauben Sie, wie es weitergehen wird?

Bei der Deutschen Bank bin ich mir sicher, dass der Personalabbau auch jetzt weitergehen werden. Die Deutsche Bank steht ja vor einer Umstrukturierung, die schon vor der Fusion mit der Dresdner Bank feststand. Ich denke, dass wird jetzt noch weiter vorangetrieben werden. Bei der Dresdner Bank kann es auch durchaus sein, dass es dort ebenfalls zu Überlegungen kommt, Strukturveränderungen vorzunehmen.

Welche Unternehmensteile müssen jetzt trotz der geplatzten Fusion Angst haben, dass sie wegrationalisiert oder ausgelagert werden?

Die Deutsche Bank hat ja ihr Privatkundengeschäft schon outgesourct und die Deutsche Bank 24 gegründet. Es ist möglich, dass die Dresdner Bank etwas ähnliches tun wird. Da gab es ja schon länger Gerüchte.Wie viele Arbeitsplätze wären in Gefahr gewesen?

In Deutschland über 14.000, weltweit knapp 16.00 Beschäftigte waren als Einsparpotenzial schon offiziell benannt worden. Allerdings sind wir von wesentlich mehr ausgegangen.

Was meinen Sie, wie viele Arbeitsplätze jetzt trotzdem abgebaut werden, obwohl die Banken nicht fusionieren?

Bei der Deutschen gab es das Programm ja vorher schon, dass 1.800 Stellen in Deutschland abgebaut werden, weltweit noch mehr. Daran wird die Bank sicher festhalten. Bei der Dresdner ist das reine Spekulation.

Werden sich die beiden Banken jetzt nach neuen Fusionspartnern umschauen?

Die Bankenlandschaft in Deutschland ist ja in einem Umbruch begriffen. Es wird alle naselang davon geredet, dass Banken zusammengehen müssen, um überleben zu können. Da können die Beschäftigten auf keinen Fall aufatmen. Da wird es noch jede Menge Banken geben, die sich überlegen, mit den beiden Großen zusammenzugehen.

Welche?

Es wurde früher schon mal laut darüber nachgedacht, ob die Dresdner Bank mit den Bayern, also der HypoVereinsbank, fusioniert.

Interview: KATHARINA KOUFEN