Ein Stück vom russischen Kuchen

■ Heißt das neue Bundeswehr-Transportflugzeug „Antonow“, freut das auch die Industrie in der Bremer Region

5600 neue Arbeitsplätze in der deutschen Luftfahrtindustrie, wenn das neue Transportflugzeug der Bundeswehr ein „Russe“ wird – aufgepeppt mit westlicher Elektronik und endmontiert in Lemwerder bei Bremen! Es waren prächtige Zahlen, die gestern von den Agenturen verbreitet wurden. Eine große deutsche Tageszeitung hatte zuvor unter Berufung auf ein Papier aus dem Verteidigungsministerium berichtet, dass man dort dem russisch-ukrainischen Großraum-Flieger „Antonow“ den Vorzug vor dem europäischen Airbus geben würde. Der Neueinkauf soll ab 2008 die „Transall“ ersetzen.

„Die Zahl ist ein bisschen übertrieben“, sagt dazu Nicolas von Mende, Geschäftsführer des Airtruck-Konsortiums, in dem sich acht deutsche Luftfahrtfirmen zusammengeschlossen haben. Bei ihnen soll der Transporter aus dem Osten sein Tuning bekommen: Avionik, Displays, Hydraulik. Laut von Mende beziehen sich die in Aussicht gestellten 5600 neuen Arbeitsplätzen auf das gesamte Bundesgebiet. Bei Airbus wird dem zitierten Pressebericht zufolge von 3500 neuen Stellen ausgegangen. Sollten die Militärflugzeuge tatsächlich in Lemwerder ihre High-Tech-Ausrüstung bekommen, rechnet der Geschäftsführer immerhin mit einem „kräftigen Beschäftigtenzuwachs“ bei der dortigen Aircraft Services Lemwerder GmbH (ASL). Der Betriebsratsvorsitzende Bernd Junge hofft gar auf eine Verdoppelung der Belegschaft, „dies ist nicht ganz ausgeschlossen“. Insgesamt seien die 680 Mitarbeiter jedoch skeptisch. Die Firma ASL kümmert sich zur Zeit vor allem um die Wartung und Umrüstung von Airbus-Modellen.

Ob das Konsortium den Zuschlag für das 13-Milliarden-Projekt bekommen wird, ist nach wie vor ungewiss. Die Bundesregierung dementierte, dass sie mit dem Russen-Fliegern liebäugeln würde. Dabei sprechen aus Sicht von Airtruck-Geschäftsführer von Mende neben Preis und Technik auch politische Gründe für die Antonow – etwa die militärische Zusammenarbeit mit den Osteuropäern. Im Sommer will sich das Verteidigungsmisterium endgültig festlegen. Aus dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium war übrigens gestern folgendes zu hören: „Uns ist das egal, was für eine Maschine kommt – Airbus, Antonow oder weiß der Geier was“, so Pressesprecherin Ulrike Dettmer. Über ein „Stück von Kuchen“ würde man sich aber freuen. hase