Der miese Kommunikator

Deutsche-Bank-Chef Rolf-E. Breuer ist an der Kommunikation gescheitert – dabei war er doch angetreten, diese zu verbessern. An Rücktritt denkt er trotzdem nicht

BERLIN taz ■ „Das war keine kommunikative Meisterleistung.“ Viel mehr hatte Rolf-Ernst Breuer, Vorstandssprecher der Deutschen Bank, nach dem geplatzten Mega-Deal gestern nicht zur Problemanalyse beizutragen. Nur noch, dass es für ihn keinen Grund gebe, zurückzutreten.

Das sahen andere anders. „Breuer hat sich weit aus dem Fenster gelehnt, nun ist er herausgefallen“, sagte Klaus Nieding, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Auch Analysten forderten „personelle Konsequenzen“. Einer sagte der taz, es sei ihm „schleierhaft, wie dieser Mann mit derart angeschlagener Glaubwürdigkeit die Deutsche Bank jetzt voranbringen soll“. Ein anderer hielt Breuer schlicht für „eine Katastrophe“.

Tatsächlich war der „bekennende Rheinländer“ (Breuer) vor knapp drei Jahren nicht nur zum Vorstandschef aufgerückt, weil er als Experte für das vernachlässigte Investmentbanking aufgefallen war. Er galt auch als einer, der auf Menschen zugeht, sie für sich einnimmt, Debatten und Auseinandersetzungen sucht. Kurz: Alles sah danach aus, als könne er die Deutsche Bank aus dem von seinem Vorgänger Hilmar Kopper („peanuts“) verursachten Imagetief herausführen. Er plante den Umbau der Deutschen Bank vom Kernstück der Deutschland AG zu einem „europäischen Powerhouse mit globaler Reichweite“. Das Inlandsgeschäft sollte eine solide Grundlage bieten, das Investmentgeschäft die Perspektive.

Bei der Fusionsberatung misslang schon die Generalprobe. Noch als einfaches Vorstandsmitglied unterstützte Breuer Krupp-Chef Gerhard Cromme beim Versuch, den Konkurrenten Thyssen zu übernehmen. Das ging daneben. „Wir sind nur Mittler“, sagte er hinterher. Und unterschlug, dass man sich nur wenig Mühe gemacht hatte, die Bedingungen zu überprüfen.

Auch beim Investmentbanking verfolgten ihn die Pannen. Der Versuch, in den USA eigene Kompetenz mit Expertenteams aufzubauen, die er mit hohen Garantiegehältern von der Konkurrenz abwarb, scheiterte. Die Stars gingen, die normalen Angestellten wurden gefeuert. 1998 kündigte Breuer die Übernahme der verlustreichen US-Investmentbank Bankers Trust an. Für 17,1 Milliarden Mark. Plus einer weiteren Milliarde für Prämien, um die Topleute zu halten. Und noch einmal 100 Millionen, um Finanzchef Frank Newmann loszuwerden, den Breuer nicht neben sich dulden wollte. Die Integration sei viel zu schwierig, sagten Experten damals. Prompt folgten eine ganze Reihe US-Banker freiwillig dem Beispiel Newmanns.

Im Inland blamierte Breuer sich ausgerechnet bei der Imagepflege. Zwei Jahre ließ er den Architekten Helmut Jahn ein Konzept für die Messestadt Frankfurt entwerfen – ohne Rücksprache mit der Stadt. Kein Wunder, dass die Arbeit im Papierkorb landete. Was den 62-jährigen Vorstandschef vielleicht am meisten ärgert: Angesichts der Fusionspläne mit der Dresdner Bank hatte ausgerechnet Kopper Bedenken angemeldet. Und nun Recht behalten. BEATE WILLMS