Verkalkte Wasserhähne und zersprungene Klos

Die Anne-Frank-Schule ist eine Ausnahme. Die typische Berliner Schule ist ein Sanierungsfall. Besonders in Ostbezirken fehlt das Geld

Der bauliche Zustand an einemGroßteil der Berliner Schulen ist katastrophal. Etwa am Gauß-Gymnasium in Buch: Auf den Toiletten sind die Waschbecken zersprungen, die Wasserhähne verkalkt, es gibt kein Toilettenpapier und keine Handtücher. Die Schule wurde vor 20 Jahren gebaut, seitdem ist an den sanitären Anlagen nichts repariert worden. Das Haus bekam nach der Wende lediglich einen neuen Anstrich.

An der Willi-Graf-Oberschule in Steglitz sieht es ganz ähnlich aus. Dort sind die Wände des Klos mit Graffiti bemalt. Es stinkt, und auf dem Boden sammeln sich immer öfters Wasserlachen. Geld gab es von den Bezirksämtern für beide Schulen nicht. Die Begründung: chronischer Geldmangel. Nur durch die Initative von Eltern und Schülern konnte in den Schulen ein bisschen repariert und verschönert werden.

Insbesondere im Ostteil der Stadt fehlt den Bezirken das notwendige Geld für die Sanierung. Kaputte Dächer und Fenster, marode Sanitärbereiche, defekte Heizungsanlagen und gesperrte Turnhallen sind keine Seltenheit. Dass sich das dringend ändern muss, hat jetzt auch Schulsenator Klaus Böger (SPD) erkannt: „Man kann nicht die Stadt des Wissens sein, wenn es in den Schulen buchstäblich zum Himmel stinkt“, erklärte er kürzlich öffentlich.

Das Abgeordnetenhaus hat deshalb beschlossen, in den nächsten fünf Jahren jeweils 100 Millionen Mark für die Sanierung der Schulen lockerzumachen. Doch die Bezirke müssen einen Großteil der Gelder selbst tragen: Nur zwei Drittel kommen aus der Finanz-und Bauverwaltung des Senats.

In Weißensee sollen aus dem Bezirksetat 3 bis 4 Millionen Mark für die Schulen verwandt werden. Wilmersdorf will eine ähnliche Summe aufbringen. In Reinickendorf sollen 9,3 Millionen Mark für die Sanierung von Fenstern und Heizungen eingesetzt werden.

Die Millionen sind aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das gibt auch Staatsekretär Thomas Härtel zu: „In Anbetracht der aktuellen Lage müsste es wesentlich mehr sein.“ Jedoch habe der Senat die „richtigen Signale“ gesetzt, meint Härtel.

In diesem Jahr werde fast doppelt so viel für Schulsanierungen ausgegeben wie in den vergangenen Jahren. Da waren es nur zwischen 50 Millionen und 70 Millionen Mark jährlich.

JULIA NAUMANN