Der Aufbau West geht weiter

■ Der Hamburger SV schlägt Hansa Rostock mit 1:0, schaut aber dennoch weiter nach unten

Trotz aller Professionalität: Für Frank Pagelsdorf ist ein Spiel gegen den FC Hansa Rostock immer noch etwas Besonderes. Der Trainer des Hamburger SV hängt immer noch an seinem ehemaligen Arbeitgeber. Für den HSV war allerdings der Wechsel des Coaches das Beste, was dem Traditionsklub passieren konnte, denn erstmals seit vielen Jahren dürfen die Rothosen wenigstens ein wenig von der Deutschen Meisterschaft träumen.

Doch auch nach dem 1:0-Sieg gegen die Rostocker am vergangenen Freitagabend stapelte Pagelsdorf weiter tief. Darauf angesprochen, ob das Saisonziel jetzt nicht langsam korrigiert werden müsse, antwortete er stur: „Wir wollen in einen internationalen Wettbewerb“, ergänzte aber grinsend, „das sollte jetzt eigentlich drin sein.“ Deutlicher werden da seine Spieler: „Jetzt klopfen wir da oben ein bisschen an“, sagte Abwehrorganisator Nico Hoogma, Anthony Yeboah träumt sogar von mehr: „Der Titel ist drin.“

Allerdings wird der Ghanaer bei der Aufholjagd nicht mehr eingreifen können. Er musste am Freitag bereits nach neun Minuten ausgewechselt werden. Bei einem Zusammenprall mit Rostocks Torhüter Martin Pieckenhagen zog er sich einen Adduktorenabriss zu und fällt damit für den Rest der Saison aus.

Pieckenhagen selbst konnte allerdings auch nicht die vollen 90 Minuten auf dem Platz verbringen. Nach 65 Minuten zeigte ihm Schiedsrichter Hermann Albrecht die rote Karte, nachdem er ausgesprochen tölpelig und mit voller Absicht den Ball außerhalb seines Strafraums mit der Hand spielte. Aber auch der eingewechselte Kreso Kovacec beteiligte sich beim Aufbau West. In der Nachspielzeit gelang es dem Jung aus Hamburg-Horn, den Ball neben das leere Tor zu köpfen und dem HSV so die drei Punkte zu sichern.

Verdient hätte Rostock das Unentschieden sowieso nicht, denn offensichtlich hatten die Spieler die taktischen Anweisungen ihres Trainers Andreas Zachhuber nicht begriffen. So wurde im Laufe des Spieles aus einer Fünferkette in der Abwehr abwechselnd eine Reihe aus vier oder auch einmal drei Spielern. Auch Mannschaftskapitän Martin Groth wurde es bei seinem entscheidenden Treffer so richtig leicht gemacht: Allein stehend durfte er in aller Seelenruhe eine Flanke von Thomas Gravesen ins Tor köpfen. Oder wie er es ausdrückte: „Ich konnte nicht anders als einfach gegen den Ball zu laufen.“

Dabei hätte ein anderer Spieler das Tor eher verdient als der durchschnittlich spielende Groth. Soner Uysal spielte erstmals wieder seit zweieinhalb Jahren durch und wirbelte im Angriff gleich die Abwehr von Hansa tüchtig durcheinander. Ein Comeback nach vier Knieoperationen, das der 22-Jährige allerdings gelassen kommentierte. Dass er schon den verletzten Tony Yeboah ersetzen könne, davon könne keine Rede sein. Doch selbst Pagelsdorf, der sich sonst mit Einzelkritik merklich zurückhält, hob nach Spielschluss Uysals Leistung, neben der von Ersatzstürmer Gravesen, hervor.

Bereits am Mittwoch (19.30 Uhr) muss der HSV bei Arminia Bielefeld antreten und wird dort weiter versuchen, den Abstand zu den Leverkusenern und Münch-nern zu verringern.

Eberhard Spohd

HSV: Butt, Hertzsch, Hoogma, Panadic, Groth (80. Doll), Kovac, Gravesen, Cardoso (90. Ernst), Hollerbach, Uysal, Yeboah (10. Fischer)

Rostock: Pieckenhagen, Benken (82. Kovacec), Weilandt, Oswald, Yasser, Wibran, Zallmann, Lantz, Emara (75. Majak), Arvidsson (65. Bräutigam), Baumgart

Sr.: Albrecht – Z.: 44.200

Tor: 1:0 Groth (18.)

Rote Karte: Pieckenhagen (65./Handspiel)