„Kritische Stimmen zu Brustkrebs-Screening“

■ Internationales Expertenforum in Bremen lobte Erfolge von Reihenuntersuchungen

Die Bremer Gesundheitssenatorin Hilde Adolf steht hinter den Forderungen von Bremer Frauen in Bezug auf den geplanten Modellversuch zu einem dreijährigen Mammographie-Screening. Dies machte der Staatsrat im Ressort, Arnold Knigge, am Samstag vor einem internationalen Expertenhearing in Bremen zum Thema Mammographie-Screening deutlich. Neben einer unabhängigen Frauenberatungsstelle und einer psychosozialen Begleitforschung müsse das Projekt einen Beirat bekommen, „in dem auch kritische Stimmen vertreten sind“. Nach Ansicht von Adolf müsse dies – wie von einem Bündnis um die Landesfrauenbeauftrage Ulrike Hauffe gefordert – vor Projektbeginn geklärt sein.

Hintergrund sind auch internationale Debatten, wonach der Erfolg bisheriger Röntgen-Reihenuntersuchungen der Brust zum Zweck der Krebs-Früherkennung unterschiedlich bewertet wird. Unterdessen fordern jetzt auch die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Krebshilfe, dass Früherkennung zusätzlich das Abtasten der Brust umfassen solle. Dies ist in Bremen, wo eines von drei bundesweiten Pilotprojekten für Frauen der Altersgruppe von 50 bis 70 Jahren startet, nicht geplant.

Dennoch sprach sich Prof. Peter Dean vom Institut für diagnostische Radiologie im finnischen Turku am Sonnabend für das geplante Mamma-Screening aus. Dessen Erfolge seien in schwedischen Studien nachgewiesen, wies er sogleich internationale Kritik an diesen zurück, die das renommierte britischen Fachjournal Lancet veröffentlicht hatte. Er rechne mit baldigem Dementi, so Dean. Umso mehr sei Bremens Zustimmung zum geplanten Projekt zu begrüßen.

Auch britische, niederländische und schwedische ExpertInnen, die seit Jahren mit ähnlichen Programmen arbeiten, betonten deren Erfolge. So gebe es Überlegungen, das Screening in den Niederlanden auch auf jüngere Frauen auszudehnen, sagte Dr. Jan Hendriks vom Referenzzentrum in Nijmwegen. Für England wurden jährlich über eine Million Mammographien nach Qualitätsstandard rund „1.250 durch Früherkennung gerettete Frauenleben pro Jahr“ gegenübergestellt. Voraussetzung, den Erfolg nachweisen zu können, ist dabei eine Mindestbeteiligung von 60 bis 70 Prozent. „Die Frauen kommen nur, wenn sie wissen, dass wir höchst sorgfältig arbeiten“, hieß es. In falschen aber angstauslösenden Befunden und damit verbundenen Untersuchungen oder Eingriffen, die sich nachher als überflüssig erweisen, liegt nach Frauen- und Expertenmeinung das größe Risiko der Reihenuntersuchung. ede